26.09.2011
Die Stadtwerke Gaggenau feiern am 1. und 2. Oktober ihr 100jähriges Bestehen - willkommener Anlass zurückzublicken und die Geschichte dieses für die Gaggenauer Bevölkerung nicht wegzudenkenden Traditionsunternehmens näher zu beleuchten. Heute veröffentlichen wir die dritte von vier Folgen.
Schon zur Jahrhundertwende 1899/1900, also rund elf Jahre vor der Entscheidung für eine gemeindeeigene Gasversorgung, machte man sich in Gaggenau Gedanken darüber, woher die Bürger und die aufkommende Industrie künftig ihr Trinkwasser bekommt. So entschlossen sich die verantwortlichen Gmeinderäte, eine gemeinsam Wasserversorgung mit der Nachbargemeinde Michelbach aufzubauen. Bis 1903 beschafften sich die etwa 1.600 Einwohner Gaggenaus ihr Trinkwasser mittels einfacher Hauspumpbrunnen oder über Schöpfwerke aus gemauerten Brunnen.
Ab 1903 erhielten die Gaggenauer dann Quellwasser aus der Schließquelle im Staatswald oberhalb von Michelbach. Wenige Jahre später führte man dann auch das Wasser der Bruhwiesenquelle (Gemarkung Sulzbach) diesem Leitungssystem zu. Über einen Verteilerschacht wurden die vereinbarten Wassermengen anteilig den Gemeinden Michelbach und Gaggenau zugeteilt.
Schon 1911 aber war diese Art der Wasserversorgung unbefriedigend. Bei lang anhaltender Trockenheit in den Sommermonaten nahm die Ergiebigkeit der Quellen erheblich ab. Auf Grundlage eines Gemeinderatsbeschlusses aus dem Jahr 1910 baute man denn auch bald das erste Gaggenauer Grundwasserwerk im Gewann Birkig. Der erste Gaggenauer Brunnenschacht hatte einen Durchmesser von zwei Metern und war zwölf Meter tief. Dieser Ausbau der Wasserversorgung genügte bis zum Ersten Weltkrieg. Dann wurde ein weiterer Brunnenschacht notwendig, der mit dem ersten leitungsmäßig verbunden wurde. Weitere Ausbauten erfolgten in den Jahren 1927 und 1928. Mit dieser Erweiterung des Wasserwerkes war man in der Lage, der gewachsenen Gemeinde Gaggenau, die 1922 das Stadtrecht bekommen hatte, 50 Kubikmeter Trinkwasser pro Stunde neben dem Michelbacher Quwellwasser zur Verfügung zu stellen.
Im Jahr 1935 wurde mit der Eingemeindung der Gemeinde Ottenau auch die dortige Wasserversorgung übernommen und Rohrleitungssysteme miteinander verbunden.
Als infolge der Wirtschaftentwicklung vor dem Zweiten Weltkrieg neue Versorgungsengpässe bei der benötigten Wassermenge auftraten, entschloss man sich zum Bau zweier weiterer Brunnen in Rotenfels, auf dem Gewann Wissig. In Rotenfels gab die Gemeindeverwaltung, um die eigene Versorgungssicherheit nicht zu gefährden, erst nach längeren Verhandlungen die Genehmigung zum Bau eines letzten Brunnens. Dieser entstand 1953 im Gewann Froschäcker. Damit war die Erschließung von Grundwassermengen auf eigener Gemarkung und der Gemarkung Rotenfels erschöpft.
In den folgenden Jahren begannen umfangreiche Untersuchungen und Probebohrungen im Umland, um die zukünftige Wasserversorgung der wachsenden Industriestadt Gaggenau für die nächsten Jahrzehnte zu sichern. Auf der Gemarkung Kuppenheim startete man mit Dauerpumpversuchen. Als sich der Wasserandrang an einer der Pumpstellen überraschend positiv darstellte, und die chemischen und bakteriologischen Untersuchungen ebenfalls zufriedenstellende Ergebnisse brachten, stand nur noch die Frage im Raum, welches Brunnensystem hier zum Einsatz kommen sollte. Nach eingehenden gutachterlichen Äußerungen entschied man sich für einen Horizontalfilterbrunnen Typ Ranney. Am 15. Juli 1956 konnte dieser Brunnen mit vier Metern Duchmesser und einer Tiefe von 13 Metern dem Versorgungsunternehmen übergeben werden, und am 9. Juni 1957 wurde das erste Rheintalwasserwerk der Stadt Gaggenau in Betrieb genommen. Es wurde durch eine Wasserleitung mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern über die Pumpstationen Wissig und Gaggenau an das Wassernetz angeschlossen. Gleichzeitig konnte der neu erbaute Hochbehälter im Gewann Erlich mit einem Nutzinhalt von 2.000 Kubikmetern seinen Betrieb aufnehmen. Verbrauchsschwankungen konnten damit ausgeglichen werden, und es wurde eine gleichmäßige Förderung aus den Wassergewinnungsgebieten möglich.
In den Jahren 1971/72 erweiterte man den Hochbehälter Erlich um zwei weitere Wasserkammern mit einem Fassungsvermögen von je 2.300 Kubikmetern. Die Leitungslänge des heute noch bestehenden und in der Zwischenzeit modernisierten Wasserwerkes in Kuppenheim bis zum Hochbehälter Erlich beträgt 9.012 Meter.
Zur sicheren Trinkwasserversorgung einer wachsenden Industriestadt wurde nun ein zweites Rheintalwasserwerk geplant. Dazu wurde im Jahr 1963 ein 115 ar großes Gelände in Muggensturm auf der Gemarkung Aulach erworben. Die zweite Wassertrasse nach Gaggenau entstand: eine 8.235 Meter lange Wasserleitung mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern vom Wassergewinnungsgebiet Aulach zum Hochbehälter Erlich. Mit der Inbetriebnahme dieser Wassertrasse versorgte man nun durch einen Leitungsabzweig auch die Gemeinde Bischweier. Im Zuge der Gemeindereform in den frühen 1970er Jahren wurden die Wassernetze der Stadtteile nach und nach ins Gaggenauer Versorgungsnetz integriert.
Heute verfügen die Stadtwerke Gaggenau über ein modernes Wassernetz. Das Trinkwasser kommt aus verschiedenen Gewinnungsgebieten. Die größte Wassermenge erhalten die Gaggenauer Bürger aus der ehemaligen Pumpstation Aulach in Muggensturm, dem zweiten Rheintalwasserwerk. Hier steht heute eine moderne Wassergewinnungs- und Aufbereitungsanlage. Das Einzugsgebiet des Wasserwerkes erstreckt sich vom ersten Rheintalwasserwerk in Kuppenheim bis hin zu verschiedenen Tiefbrunnen der Gemarkung Bietigheim. Die Wässer werden heute in Muggensturm zentral aufbereitet und nach Gaggenau geleitet. Aber auch das Michelbacher Quellwasser der über 100 Jahre alten Quellfassungen wird heute noch genutzt. Um die geforderte Wasserqualität zu gewährleisten baute man in Michelbach eine moderne Quellwasseraufbereitungsanlage.
1911 entstand das erste Grundwasserwerk in Gaggenau, im Oktober 1911 nahm das erste gemeindeeigene Gaswerk seinen Betrieb auf, und 1911 leuchteten die ersten elektrischen Lichter in Gaggenau. Deshalb feiern die Stadtwerke Gaggenau 2011 ihre 100-jährige Geschichte. Am Jubiläumswochenende 1. und 2. Oktober können sowohl die Quellwasseranlage in Michelbach als auch der Hochbehälter Erlich im Rahmen einer Tour besichtigt werden.
Manfred Mayer M.A.
Pressesprecher
Stadt Gaggenau
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