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Bürgermeister Gerrit Große geht nach 16 Amtsjahren in Pension

26.03.2007

„Verantwortung zu tragen, ist für mich kein Problem“

Bürgermeister Gerrit Große an seinem Schreibtisch
So kennen ihn seine Mitarbeiter: Bürgermeister Gerrit Große im Einsatz für Gaggenau. Jetzt räumt er seinen Schreibtisch.
So kennen ihn seine Mitarbeiter: Bürgermeister Gerrit Große im Einsatz für Gaggenau. Jetzt räumt er seinen Schreibtisch.

Geboren ist er in Singen am Bodensee. Der alemannisch-schweizerische Worteinschlag fällt an ihm bis heute angenehm auf. Doch Bürgermeister Gerrit Große ist längst im Murgtal verwurzelt. „Gaggenau ist meine Heimat geworden“, betont der Beigeordnete der Großen Kreisstadt. Übermorgen ist Großes letzter Arbeitstag. Nach 16 Jahren in Diensten der Stadt Gaggenau tritt er in den Ruhestand.

Die Bilanz Großes nach zwei Amtsperioden fällt positiv aus. Obwohl die vergangenen 16 Jahre die finanziell schwierigsten für Gaggenau gewesen seien – von den unmittelbaren Nachkriegsjahren einmal abgesehen – sei es trotzdem gelungen, relativ viel umzusetzen, resümiert er. Kreativität und Ideenreichtum seien gefragt gewesen, um neue Wege zu beschreiten. „Wir“, betont Große und meint damit auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, „brauchen uns mit dem, was trotz knapper Mittel erreicht worden ist, nicht zu verstecken.“

Dabei denkt der Bürgermeister vor allem an die Fortschritte im Sozialwesen und hier ganz besonders an jene auf dem Gebiet der Kinderbetreuung. Letztere sei umstrukturiert und erweitert worden. So gebe es heute zwei Kinderkrippen, zwei Schülerhorte, und das Angebot in den Kindergärten sei rundweg breiter. Dabei handle es sich durchweg um sehr kostenintensive Bereiche. Stolz ist Große auch darauf, als Dezernatsleiter die Querspangen-Konzeption als Teil des Gaggenauers Straßenverkehrssystems vorangetrieben zu haben. Nach der Schiller-Querspange und der ihrer Vollendung entgegenstrebenden Schlotteräxt-Querspange ist nun auch die Rotherma-Querspange auf den Weg gebracht. Große freut sich, dass das Gaggenauer Hauptstraßensystem in den vergangenen 16 Jahren komplett saniert worden ist (die noch ausstehende Hauptstraße durch Ottenau wird demnächst in Angriff genommen).

Der Bürgermeister hat das Aufgabenfeld der Stadtwerke maßgeblich erweitert und dort eine effiziente Führung etabliert. So liegen sämtliche Gaggenauer Stromnetze zwischenzeitlich im Verantwortungsbereich der Stadtwerke. Alle Ortsteile und darüber hinaus Bischweier und Kuppenheim wurden mit Gas erschlossen. Die Veränderungen der Gebührenstrukturen haben dazu geführt, dass die Stadtwerke heute ein Betrieb mit erheblicher Gewinnabführung an die Stadt sind.

Auch die Reorganisation des Feuerwehrwesens verbucht Große auf der Habenseite. Nach seinen Vorgaben wurde der Fahrzeugpark zwar um ein Drittel gekürzt, seine Schlagkraft allerdings verdoppelt. Der Feuerwehrdezernent ist begeistert vom ehrenamtlichen Engagement der Floriansjünger, das auch im Fahrzeughallenbaubereich beindruckende Ergebnisse zeitigte. Während Sport- und Musikvereine eher zum eigenen Vergnügen tätig seien, ist die Feuerwehr für Große ehrenamtlich aktiv, um eine Pflicht zu erfüllen. Deshalb sei er auch immer für sie da gewesen. Ihr gelte sein Respekt, betont der Bürgermeister.

Weniger glücklich ist Große über die gescheiterte Umgestaltung des Gali-Hinterhofes. Dort war ursprünglich eine Tiefgarage mit einem Bau darüber geplant, was allerdings nicht durchzusetzen war. Um so mehr freut es ihn, dass sich jetzt doch eine Neugestaltung des unansehnlichen Hinterhofes abzeichnet.

„Ich kann nur zufrieden zurückblicken auf mein Berufsleben. Verantwortung zu tragen, ist für mich kein Problem“, hebt der Bürgermeister hervor. Eine zweijährige Bundeswehrzeit beendete er 1966 als Leutnant. Aus der Bundeswehr altersbedingt ausgeschieden ist Große später als Hauptmann der Reserve. An der Universität Karlsruhe (TH) studierte er zwischen 1966 und 1974 Vermessungswesen und Regionalwissenschaft. Dann führten ihn seine Wege zum Landratsamt Rastatt, wo er insgesamt 17 Jahre lang wirkte – zehn Jahre als Leiter des Planungsamtes und weitere sieben Jahre als Technischer Dezernent. Das waren für Große „zwei interessante Abschnitte“, in denen er ein modernes Abfallwirtschaftssystem aufbaute und eine innovative Müllverbrennungsanlage durchplante. Hinzu kamen unter anderem Krankenhaus- und Schulbauten.

Freilich sei er ein berufliches Risiko eingegangen, als er 1991 die Stelle des Beigeordneten in Gaggenau antrat. „In der Politik weiß man nie, wie die Dinge sich entwickeln. Aber ich habe mir den Schritt zugetraut“, erinnert sich Große. An dem neuen Job gereizt habe ihn, direkt vor Ort etwas umsetzen, mit den Menschen gestalten zu können. Der Bezug zu den Bürgern sei in der Stadt am direktesten. Im Landratsamt habe man eher mit Bürgermeistern und Verwaltungen zu tun. „Ich war schon immer Praktiker“, erläutert Große, weshalb für ihn auch eine wissenschaftliche Tätigkeit an der Universität nicht in Betracht kam.

Naturgemäß hat seine Beigeordneten-Tätigkeit nicht nur Erfreuliches mit sich gebracht. Am meisten ärgerte ihn, wenn Menschen „unnötig Sand ins Getriebe streuten, der nichts mit der Sache zu tun hatte.“ Zuwider sei ihm gewesen, „wenn Leute zu aggressiv Privatinteressen vertraten und dabei das Gemeinwohl vergaßen“. Was Zeit für ein Privatleben, Hobbys oder Sport angeht, ist das Bürgermeisterdasein kein Zuckerschlecken. Die Tätigkeit habe ihn die ganze Woche über in Anspruch genommen, und er sei zufrieden gewesen, wenn er an zwei Abenden zuhause sein konnte. Sonntagmorgens sucht Große Ruhe und Entspannung im Rotherma. Ansonsten sei an Sport aber nicht zu denken gewesen. Weil er früher begeisterter Wildwasserfahrer, Bergsteiger und Tennisspieler gewesen sei, habe er jedoch von dieser Substanz zehren können.

Große ist auch passionierter Koch, der die gesamte gute bürgerliche Küchenpalette abdeckt. Diese Leidenschaft rührt von seiner Vergangenheit als Pfadfinderführer her, als er für Zeltlager Küchenpläne erstellte und sie als Oberkoch auch gleich umsetzte. „Schon als Kind habe ich bei meiner Mutter gerne in den Kochtopf geguckt“, erinnert sich Große.

Bevor er seine Tätigkeit als Beigeordneter in Gaggenau antrat, hatte Große die Konsequenzen mit seiner Familie erörtert und deren Einverständnis bekommen. Heute promoviert seine Tochter im Fach Chemieingenieurwesen, während seine Frau bis zu den Sommerferien noch als Lehrerin in Sulzbach arbeitet. Dann aber will auch sie – zwei Jahre vor der Zeit– in den Ruhestand treten, um gemeinsam mit ihrem Mann all das nachzuholen, was bisher von Berufs wegen nicht möglich war. Dazu gehört, ausgewählte Reisen zu unternehmen. Der gebürtige Alemanne Große, dessen Eltern aus Kehl stammen, ist mit einer Schwäbin verheiratet. „Die Tochter ist eine echte Baden-Württembergerin“, lächelt der stolze Vater.

Seinen letzten Dienstabend am Samstag, 31. März, verbringt Große bei der Generalversammlung der von ihm so geschätzten Gaggenauer Feuerwehr. Hier will er Ausstand feiern. Am ersten Pensionstag geht’s dann in die Sauna, und mittags steht ein schöner Spaziergang mit der Ehefrau an. Die Stadtverwaltung Gaggenau wünscht ihrem scheidenden Bürgermeister alles Gute und viele schöne, reichhaltige Jahre als Pensionär.



 

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