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Gaggenauer Delegation mit OB Christof Florus an der Spitze zu Gast beim Partnerschaftstreffen in Annemasse

09.07.2007

Gespräche über die Gleichstellung von Mann und Frau und Sportwettkämpfe der Jugend in freundschaftlicher Atmosphäre

Podiumsdiskussion über Charta
"Es geht um Chancengleichheit, nicht um Nivellierung": Podiumsgespräch über die "Europäische Charta zur Gleichstellung von Mann und Frau" in Annemasse.
"Es geht um Chancengleichheit, nicht um Nivellierung": Podiumsgespräch über die "Europäische Charta zur Gleichstellung von Mann und Frau" in Annemasse.

Eine über 40-köpfige Delegation aus Gaggenau mit Oberbürgermeister Christof Florus und seiner Ehefrau Jeanette an der Spitze war vom 5. bis 8. Juli zu Gast in der französischen Partnerstadt Annemasse. Im gleichen Zeitraum weilte dort auch eine Delegation aus der polnischen Partnerstadt Sieradz mit Stadtpräsident Jacek Walczak. Anlass der Reise waren Jugendsportwettkämpfe, denn im Schlepptau beider Delegationen befand sich eine stattliche Anzahl junger Sportlerinnen und Sportler, die sich zusammen mit ihren französischen Gastgeberinnen und Gastgebern in den Disziplinen Tennis, Schießen, Langstreckenlauf, Hallenfußball, Volleyball und Schwimmen maßen. Dabei, das sei hier vorweg genommen, wurden die Gaggenauer dritter Sieger. In sämtlichen Disziplinen landeten sie auf den Plätzen, doch als Schützen waren sie Spitze.

Selbstverständlich lautete die Devise: Dabei sein ist alles, zumal weniger der sportliche Wettkampf als vielmehr das gegenseitige sich Kennen lernen im Vordergrund standen. Auch Oberbürgermeister Florus nutzte die Gelegenheit, seine beiden Kollegen an der Spitze der beiden Partnerstädte, Walczak und Robert Borrel, kennen zu lernen. Dabei leistete ihm seine Delegation wertvolle Dienste. Die Gaggenauer Gruppe bestand neben 30 Schülerinnen und Schülern aus den Mitgliedern des Gemeinderates und/oder des Partnerschaftsausschusses Frank-Stephan Barth, Peter Bauer, Heinz Goll, Andreas Paul, Gerd und Maria-Theresia Pfrommer, Wilfried Schmitt und Gerlinde Stolle sowie Rudolf Horsch, Manfred Mayer, Liliana Erbesdobler, Susanne Schultheiss von der Stadtverwaltung Gaggenau und Matthias Kaminski als Begleiter der Jugendlichen.

Höhepunkt des Aufenthaltes in Annemasse war der festliche Empfang im Rathaus durch Oberbürgermeister Borrel, wobei auch die „Europäische Charta zur Gleichstellung von Mann und Frau auf lokaler Ebene“ zur Sprache kam. Borrel erinnerte daran, dass die Partnerschaft zwischen Gaggenau und Annemasse durch vormalige Teilnehmer des Zweiten Weltkrieges begründet worden sei, um die Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich zu beenden und den Weg in ein gemeinsames Europa zu gehen. Im Lauf der Jahre habe man sich entschlossen, die Partnerschaft zu öffnen, und so kam die polnische Stadt Sieradz dazu. Nachdem Gaggenau die ersten Kontakte zu Sieradz geknüpft hatte, habe Annemasse diese Partnerschaft gerne begleitet, bevor es selber Partner von Sieradz wurde. Angesichts des jetzigen sportlichen und kulturellen Drei-Städte-Treffens in Annemasse betonte Borrel seine Hoffnung, dass die Jugendlichen die Botschaft der Gründer der Städtepartnerschaften übernehmen mögen.

Beeindruckt von der Größe und Dimension des schweizerisch-französischen Ballungsraumes Genf-Annemasse zeigte sich OB Florus. Wie wichtig eine Städtepartnerschaft sei, habe er bereits als Kind in Gaggenau erlebt. Heute lebe man in einem offenen Europa. Die Zeit bewege sich immer schneller, Europa werde immer größer. Florus zufolge ist es wichtig, dass die EU auch in Richtung Osten wächst. „Nur durch Akzeptanz, Vertrauen und Freundschaft können wir zusammen wachsen“, sagte Florus.

„Die Moderne mit der Geschichte verbinden zu können“ erhofft sich der Sieradzer Präsident Walczak von den Partnerschaften mit Gaggenau und Annemasse. Namentlich die Partnerschaft mit Gaggenau bezeichnete er als „eine gute“. „Wo es verschiedene Probleme gibt, gibt es auch verschiedene Lösungen“, zeigte Walczak sich hinsichtlich einer EU aus 27 Staaten gewiss und betonte die Unentbehrlichkeit der gegenseitigen Kommunikation. „Wir müssen nach vorne schauen und gehen“, lautet seine Devise. Von Frankreich und Deutschland sprach er als von „großen und wichtigen Brüdern“. Die gegenseitigen Kontakte würden Sieradz dazu verhelfen, sich zu entwickeln.



Delegation aus Gaggenau in Annemasse
Im Zeichen der EU-Flagge miteinander verbunden: Mitglieder der deutschen und polnischen Delegation und ihre französischen Gastgeber vor dem Rathaus in Annemasse.
Im Zeichen der EU-Flagge miteinander verbunden: Mitglieder der deutschen und polnischen Delegation und ihre französischen Gastgeber vor dem Rathaus in Annemasse.

In einem Podiumsgespräch, an dem neben den drei Stadtoberen Borrel, Florus und Walczak der polnische und französische Konsul in Genf teilnahmen, brachten die Spitzen der städtischen Verwaltungen die Charta zur Gleichstellung von Mann und Frau der Bevölkerung vor Ort näher. Nach der kenntnisreichen Einleitung von Sabine Martorell von der Association Francaise du Conseil des Communes et Régions d’Europe hob Gastgeber Borrel hervor, Frauen müssten in ihrem Leben mehr Arbeit leisten als Männer. Auch in der Ehe sei die Frau wesentlich mehr belastet als der Mann. Deshalb gelte es, ihren Weg zumindest von Hindernissen zu befreien. Weil Gewalt gegenüber Frauen ein historisches Faktum sei, komme das Bemühen, solche Probleme offen zu legen, einer Pflicht gleich.

Oberbürgermeister Florus erinnerte daran, dass die Partnerschaftsausschüsse von Annemasse, Gaggenau und Sieradz übereingekommen waren, der Europäischen Charta zur Gleichstellung von Mann und Frau auf lokaler Ebene beizutreten und aus diesem Schritt heraus gemeinsame Projekte zu entwickeln. „Durch verschiedene Umstände hat der Gemeinderat meiner Stadt den Beitritt noch nicht beschlossen“, erläuterte Florus. „Es ist jedoch mein fester Wille, die Vorbereitungen für einen solchen Beitritt rasch voranzutreiben“, nannte der Gast aus Deutschland seine Richtlinie. Denn: „Nur wenn der bereits weitgehend garantierten rechtlichen Gleichstellung von Mann und Frau auch die tatsächliche Gleichstellung auf gesellschaftlicher, politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene folgt, werden wir auch das gemeinsame Ziel Europas erreichen.“

Auch der Stadtpräsident von Sieradz ließ keinen Zweifel daran, dass die Gleichstellung von Mann und Frau im wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben ein Faktum werden müsse. Walczak äußerte seine Freude darüber, dass Annemasse schon beschlossen habe, die Charta zu unterzeichnen. Sicher werde sie Erfolg haben und mehr Gleichstellung zwischen Mann und Frau ermöglichen. Befremden rief die Wortmeldung des stellvertretenden polnischen Stadtpräsidenten hervor. In Polen gebe es gar keinen solchen Grundsatz in der Verfassung, wonach Mann und Frau gleichgestellt seien. In der Tat bestehe die Stadtverwaltung aus Sieradz zu 90 Prozent aus Frauen, ebenso seien die im Sieradzer Erziehungswesen Tätigen zu 90 Prozent Frauen. Eine Gleichstellung zwischen Mann und Frau in den Bereichen Sport oder Eisenhüttenwesen sei allerdings gar nicht möglich.

OB Florus entgegnete, es gehe um Chancengleichheit, die Frauen einzuräumen sei. Dafür gebe es in Gaggenau schon seit Jahren eine Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte in der Stadtverwaltung. Auch habe man die Möglichkeit, „Rote Karten“ bei Gewalt gegen Frauen zu zeigen. Oberbürgermeister Borrel ließ gelten, dass auch in Annemasse etwa 80 Prozent der Stadtverwaltung aus Frauen bestehe. Doch die politischen Mandatsträger seien zu 80 Prozent Männer. Frauen seien mehrheitlich in untergeordneten Positionen beschäftigt. Erst das Gesetz habe erzwingen können, dass neue Wahllisten jeweils zu 50 Prozent aus Männern und Frauen bestehen. „Wenn es in Ihrem Land besser ist, dann freue ich mich darüber“, sagte Borrel in Richtung Polen. In Frankreich allerdings – und das habe auch der letzte Präsidentschaftswahlkampf gezeigt – gebe es nach wie vor „Sexismus in unseren Köpfen“. Ein Mann könne einen hundert Kilogramm schweren Sack tragen, was aber nicht heiße, Frauen jetzt auch dazu zu zwingen. Bei der Europäischen Charta zur Gleichstellung gehe es um „Bedingungen für Gleichstellung“ und nicht um „Nivellierung“.

Die französischen Gastgeber hatten für ihre Gäste aus Deutschland und Polen ein buntes Programm vorbereitet. Dazu gehörte ein Besuch im Rot-Kreuz-Museum in Genf, ein Picknick auf dem Hausberg von Annemasse mit herrlicher Rundumsicht über den Genfer See, ein Aufzug der Sportmannschaften durch die Straßen von Annemasse, ein europäisches Konzert unter freiem Himmel (aus Gaggenau begeisterte die Gruppe „Tacheles“) und sportliche Vorführungen in Kajak, Fechten und Klettern. Beeindruckend auch die Solidarität von Annemasse mit dem „schwarzen Kontinent“ Afrika. Zahlreiche Vereine und Organisationen, die sich vor Ort für Afrika engagieren, stellten sich den Gästen gegenüber vor.

OB Florus zeigte sich begeistert über den Aufenthalt in Annemasse. Die Reise habe die drei Partnerstädte näher zusammen gebracht. Abgesehen von den vielen guten Gesprächen, die in freundschaftlicher Atmosphäre geführt wurden, beeindruckte Florus vor allem die Disziplin und Begeisterungsfähigkeit der jungen Sportlerinnen und Sportler aus Gaggenau.



 

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