24.06.2006
Bericht vom Badischen Tagblatt vom 31. Mai 2006
Arbeitslose legen den Michelbacher Sportplatz vor 75 Jahren an!
Im Weltmeisterschaftsjahr 2006 häufen sich zum Thema Fußball auch in Michelbach einige Anlässe zum Feiern. Zum einen steht die Wiedergründung des Sportvereins nach dem Krieg vor nunmehr 60 Jahren im Kalender, des Weiteren erfolgte vor 40 Jahren der erste Spatenstich zur Erstellung des Vereinsclubhauses beim Sportplatz. Und über allem steht ein echtes Jubiläum: Vor 75 Jahren wurde der Sportplatz angelegt.
Und in diesem Zusammenhang muss daran erinnert werden, dass der Michelbacher Sportplatz mit seiner Anlegung in den Jahren 1931/32 ein Stück deutscher Sozialgeschichte verkörpert. Aus der Not der damals großen Arbeitslosigkeit heraus wurde hier durch den so genannten Freiwilligen Arbeitsdienst (FAD) die erforderliche Waldfläche abgeholzt und der Platz von ungefähr 20 Arbeitslosen in Handarbeit angelegt. Gleichzeitig erfolgte die angrenzende Waldrodung nach Südwesten zur Gewinnung von Ackergelände.
Das laufende Jahr steht also ganz im Zeichen dieser Ereignisse. Das Archivfoto oben zeigt die Ausstockung und das Roden des Hochwaldbestandes mit Handgeräten.
Auf der Hochfläche westlich des Dorfes, im Gewann des "Großen Waldes", ist hier zum Zeitpunkt der Aufnahme der meiste Bestand an Waldbäumen bereits abgeholzt. Es geht nun darum, die Geländefläche von vorhandenen Findlingsteinen und Wurzelstöcken zu befreien, um danach Planum und Geländeprofile anlegen zu können. Die beiden Männer im Vordergrund bedienen sich einer an Ort und Stelle angefertigten Bahre, mit welcher die zum Teil schweren Steine und Baumwurzeln Last für Last weggetragen werden.
Der Einsatz von Räderfahrzeugen war im wilden Gelände wegen der zuvor entwurzelten Bäume nicht möglich. Der im Bild zu sehende Baumbestand ist als Waldgürtel verblieben. Im Hintergrund ist unschwer Michelbach zu erkennen. Ortskundige Michelbacher entdecken dabei die damals junge Siedlungserweiterung nach Süden, die heutige Karl-Stricker-Straße. Im Talgrund zu sehen sind die neuen Häuser an der Siedlungsstraße.
Nur noch wenige ältere Fußballsportler von damals erinnern sich zu ihrer Freude an die seinerzeit neu geschaffene und für die damaligen Verhältnisse fortschrittliche Platzanlage auf dem Dorf.
Das Fußballspielen in Michelbach im Rückblick: Es begann um das Jahr 1928 in der Waldlichtung auf dem Hatzelberg, meist sonntagnachmittags. Zwei vorhandene Waldbäume dienten als Torpfosten Klassische Spielregeln gab es nicht. Dabeisein war alles. Besondere Sportkleidung konnte man sich nicht leisten. Als Fußballschuhe dienten meist ausgediente Arbeitsschuhe. Kostete es die Schuhsohlen, dann wurden sie einfach wieder mit einer Schnur zusammengehalten.
Neben den Michelbacher Sportlern der "ersten Stunde" mit den wiederkehrenden Namen wie Hodapp, Kraft, Huck, Anselm, Heberle, Wieland, Rieger, Zapf, Kugel und Sänger stießen dazu die Freiolsheimer Kameraden mit den Namen Kunz, Huck und Glasstetter. Immer öfter und drängender war in der Sportlerrunde zu hören: "Hätten wir doch einen richtigen Fußballplatz!"