12.10.2010
Die Feier der 40jährigen Städtepartnerschaft zwischen Gaggenau und Annemasse stand ganz im Zeichen von Freundschaft und Herzlichkeit. Die 33köpfige Delegation mit Bürgermeister Christian Dupessey an der Spitze absolvierte in drei Tagen ein abwechslungsreiches Programm, das die deutschen Gastgeber und französischen Gäste unübersehbar einander näher brachte.
Nachdem die Gäste aus Annemasse am Freitag eingetroffen waren, erwartete sie ein unterhaltsamer Abend im Restaurant Waldseebad. Susanne Schultheiss vom städtischen Hauptamt, die auch für die Organisation des Festes zuständig zeichnete, vergegenwärtigte ihrem Publikum anhand einer Dia-Show die Gründungsfeierlichkeiten der Städtepartnerschaft im Jahre 1970.
Kranzniederlegung beim Denkmal „Im Erlich“
Der Samstag begann mit einer Kranzniederlegung beim Denkmal „Im Erlich“. Hier bewiesen die Protagonisten, dass sie den schmerzhaftesten Abschnitt deutsch-französischer Geschichte – den verheerenden Zweiten Weltkrieg – nicht ausblenden wollen. Oberbürgermeister Christof Florus erinnerte an die Ermordung 27 unschuldiger Häftlinge (Briten, Amerikaner und Franzosen) aus dem Konzentrationslager Bad Rotenfels am 25. und 30. November 1944 im Erlichwald. Mit Blick auf die damalige Nazi-Herrschaft sagte Florus, dass Totalitarismus und menschenverachtende Ideologie letztlich stets zu Tod und Verderben führten, indessen es zur Aussöhnung zwischen den Völkern keine Alternative gebe.
Nachdem Schülerinnen und Schüler der Klasse 7 c der Merkurschule und Mitglieder des Jugendgemeinderates alle 27 Namen vorgelesen und für jeden einzelnen eine weiße Rose niedergelegt hatten, erfolgte die Kranzniederlegung durch Florus und Dupessey. Reservisten hatten den Kranz getragen, ein Trompeter aus Annemasse spielte „La sonnerie aux morts“.
Rundfahrt über die Dörfer mit geselligem Programm
Nach einer Stadtführung durch Gaggenau mit Peter Heidmann und Frank Eisold, die Chantal und Rudolf Horsch dolmetschten, ging es mit dem Bus über die Dörfer. Angesteuert wurden nach Ottenau, Selbach, Hörden und Michelbach. Hier gab es im Heimatmuseum eine deftige Schlachtplatte, die Mandolinengruppe der Naturfreunde Michelbach umrahmte den gelungenen Empfang des Heimatvereins, und Ortsvorsteher Franz Kowaschik stellte das Fachwerkdorf vor.
Über Moosbronn und Freiolsheim führte der Weg nach Oberweier zum Keschtefest des Turnvereins, wo die Gastgeber um Ortsvorsteherin Rosalinde Balzer den Franzosen einen „großen Bahnhof“ bereiteten. „Oberweier begrüßt seine Gäste aus Annemasse“, prangte es von einem großen Transparent. Alles war schön dekoriert, und es gab Kaffee und köstlichen Kuchen (Schwarzwälder Kirschtorte), Kastanien und Sauerbraten mit Spätzle. Nachdem Balzer Oberweier vorgestellt hatte, boten die örtlichen Vereine ein tolles Programm. Nach einem Fassanstich der beiden Stadtoberhäupter sang der Grundschulchor , die Mädchen des TV Oberweier tanzten ebenso wie die schön kostümierte „Keschte-Igel-Jugend“, während „Die Eichelberger“ vom örtlichen Musikverein mit Blasmusik unterhielten.
Gelungenes Konzert mit ausgelassenem Nachklang
Nach diesen reichhaltigen Eindrücken war die Zeit reif für das Konzert der beiden Stadtkapellen in der Jahnhalle. Klassisches wie Modernes wurde zu Gehör gebracht, und die Musik erwies sich einmal mehr als grenzüberschreitendes, internationales Medium, das Menschen selbst über Sprachbarrieren hinweg zusammenführt. So richtig sichtbar wurde dieser Vorgang, als die Musiker aus Annemasse beim Empfang des Oberbürgermeisters nach dem Konzert noch einmal ihre Instrumente auspackten und für beste Laune sorgten. So feierte man gemeinsam bis weit nach Mitternacht die deutsch-französische Freundschaft. Dazu gehörten auch kulinarische Spezialitäten aus Hochsavoyen, wo Annemasse liegt, wie Wein, Nougat und Honig, die im Hallenfoyer angeboten wurden.
Festakt im Rathaus mit Dank für „fantastische Gastfreundschaft“
Der Sonntag begann mit einem gemeinsamen Gottesdienst, der deutsche und französische Elemente enthielt. Sodann ging es ins Rathaus, wo der offizielle Festakt stattfand. Zu den Ehrengästen gehörte neben den Altoberbürgermeistern Dr. Thomas Schäuble und Michael Schulz auch der deutsche Gründungsvater der Städtepartnerschaft mit Annemasse, Oberbürgermeister a. D. Dr. Helmut Dahringer.
Oberbürgermeister Florus ließ Revue passieren, was im Zuge von 40 Jahren an Kostbarem im Rahmen der Städtepartnerschaft gewachsen ist – unter anderem auch die Städtepartnerschaft mit dem polnischen Sieradz, für die Annemasse Pate stand. Die Absicht der Gründungsväter der Partnerschaft zwischen Gaggenau und Annemasse erwies sich als fruchtbarer Boden. Im Text der Partnerschaftsurkunde lautet die Passage: „Die beiden Städte wollen mit Ihrer Verschwisterung im Geiste der Verständigung zusammenwirken, ihre Bürger freundschaftlich zusammenführen, zwischen beiden Städten kulturelle und sportliche Beziehungen pflegen und jede Art von Austausch zwischen ihren Bürgern insbesondere aber der Jugend fördern.“
Bürgermeister Dupessey dankte herzlich für den „wunderbaren Empfang“ und die „fantastische Gastfreundschaft“, den seine Delegation in Gaggenau erfahren habe. Die Partnerschaft der beiden Städte, „an der wir alle sehr hängen und die wir vorantreiben wollen“, habe nichts an Sinn verloren. „Wir müssen uns erinnern und dürfen nicht vergessen“, sagte er im Rückblick auf die Tragödie, die man mit der Städtepartnerschaft überwinden wollte, denn: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist verdammt, sie zu wiederholen.“ Untaten wie die Nazi-Gräuel seien nur durch Freundschaft nicht zu wiederholen. Die Partnerschaft sei vor allem für die Jugend eine unglaubliche Chance.
Dupessey regte an, eine gemeinsame Städteaktion ins Leben zu rufen, die sich auf sozialem, kulturellem oder wirtschaftlichem Gebiet abspielen solle – ein Projekt, das die Bürgerinnen und Bürger mobilisiere. Abschließend blickte Dupessey auf den zweiten Teil der Städtepartnerschaftsgeburtstagsfeier voraus, der im Dezember in Annemasse über die Bühne gehen soll.
Oberbürgermeister Florus zeichnete Fernand Doucet, Marie-Thérèse Canon, Alain Ruffié und Jean Gay für ihre Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft mit der Partnerschaftsmedaille der Stadt Gaggenau aus. Den Festakt umrahmten in ausgezeichneter Manier Jochen Baier und Michael Nobs von der Musikschule Gaggenau. Es dolmetschte Barbara R. Derboven, geb. Schanz und erntete dafür viel Applaus. Die Städtepartnerschaftsfeier insgesamt wurde durch die Sparkasse Baden-Baden Gaggenau gesponsert.
Manfred Mayer M.A.
Pressesprecher
Stadt Gaggenau
Tel. 07225 / 962-404
Fax 07225 / 962-409
E-Mail: presse@stadt.gaggenau.de
