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Mit einem Gedenkstein erinnert Hörden an das schlimme Los seiner jüdischen Bürger

17.11.2014

Oberbürgermeister Christof Florus sprach über jüdische Mitmenschen, die während der Nazi-Herrschaft zu Tode kamen. Foto: StVw <br />
Oberbürgermeister Christof Florus sprach über jüdische Mitmenschen, die während der Nazi-Herrschaft zu Tode kamen. Foto: StVw
Oberbürgermeister Christof Florus sprach über jüdische Mitmenschen, die während der Nazi-Herrschaft zu Tode kamen. Foto: StVw

In einer würdigen Gedenkfeier fand der markante Stein, der an die ausgelöschte jüdische Gemeinde Hördens erinnert, seinen endgültigen Bestimmungsort beim Sieben-Mühlen-Steg am Ufer der Murg. Den Gedenkstein haben Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums entworfen. Ein Zwillingsstein steht am zentralen Mahnmal in Neckarzimmern, wo er an die Juden Hördens erinnert. Die Steinmetzarbeiten übernahm Peter Stahlberger kostenlos, während der Kulturring Gaggenau für das Material – die beiden Steine selbst – aufkam. Den endgültigen Standort beschloss der Ortschaftsrat Hörden. Seitens der Stadt betreute das Projekt Kulturamtsleiterin Heidrun Haendle.

Oberbürgermeister Christof Florus erinnerte an den industriell betriebenen Massenmord an den Juden durch die Nazi-Schergen Hitlers. „Diese verhängnisvolle Entwicklung ging auch am Murgtal nicht spurlos vorüber. Auch hier leistete die Nazi-Diktatur ganze, menschenverachtende Arbeit. Alteingesessene jüdische Gemeinschaften wurden mit einem Mal ausgelöscht – so auch jene in Hörden. Was teils über Generationen gewachsen war – ein gutes und menschliches Miteinander –, war jetzt innerhalb kürzester Zeit dem Untergang geweiht. Heute können wir nur noch erinnern und mahnen“,so Florus, der es begrüßte, „dass auch die junge Generation – Gaggenauer Schülerinnen und Schüler – daran beteiligt ist“. Schon als es darum ging, mit „Stolpersteinen“ das Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürger ins Gedächtnis zurückzurufen, hätten sich Realschüler aktiv eingebracht – so wie sie diese in den Boden eingelassenen Mahnmale auch regelmäßig pflegten. In diesem Zusammenhang dankte Florus dem Arbeitskreis „Gedenken“ wie allen Beteiligten – einschließlich der Lehrerinnen und Lehrer, der städtischen Tiefbauabteilung und der Stadtgärtnerei. „Wir verbeugen uns heute hier vor dem schweren Schicksal jüdischer Mitmenschen, die einst fest integriert in unserer Mitte lebten. Ein verbrecherisches System und seine vielen Handlanger haben diese fruchtbare Symbiose beendet und die Jüdische Gemeinde Hördens ausgelöscht“, schloss Florus seine Ausführungen, bevor er im Namen der Stadt einen Kranz am Mahnmal niederlegte.

„Im Jahre 1683 wurde das erste Mal eine jüdische Familie hier in Hörden dokumentiert. 1928 hatte die israelische Gemeinde 23 Mitglieder, und 1938 gab es drei jüdische Geschäfte hier in Hörden. Es waren Einwohner, Nachbarn und Freunde“, erinnerte Ortsvorsteherin Barbara Bender, die im Rückblick auf die Nazi-Barbarei betonte: „Wir dürfen solche Gräueltaten nie wieder zulassen. Wir dürfen nicht vergessen, und es ist unsere Pflicht, dass wir daraus etwas lernen.“ Hördens ehemaliger Ortsvorsteher Mathias Albrecht meinte: „Wer eine gute Zukunft haben will, muss sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, da führt kein Weg vorbei. Das war, das ist und das bleibt für uns Nachkriegsdeutsche oft ein schwieriger Gang.“ Im Flößerdorf Hörden habe man sich entschieden, „nicht in kollektivem Schweigen zu versteinern, sondern Gedenken in Stein zu meißeln – um gleichzeitig Unrecht und Verbrechen zu geißeln“. Mit dem Gedenkstein „wollen wir unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger hier in der Ortsmitte wieder ankommen lassen“, bemerkte Albrecht.

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Hördens ließ Ulrich Behne eindringlich aus Historikersicht Revue passieren. „Man geht geängstigt durch die Tage und erwacht am Morgen vor Entsetzen, wie schwer das Leben geworden ist“, zitierte er das Empfinden eines jüdischen Menschen in jenen schlimmen Tagen. Der gewaltsamen Abschiebung der Juden aus Baden am 22. Oktober 1940 ins Pyrenäenlager Gurs folgte im Januar 1942 von dort aus deren Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz. „Am 22. Oktober 1940 hat die Geschichte der Hördener Juden ein bitteres Ende gefunden. Der gespaltene Davidstern auf dem Gedenkstein will uns daran erinnern“, schloss Behne.

Im Namen des Oberrats der Israeliten in Baden ergriff Solange Rosenberg das Wort und äußerte als Wunsch für die Zukunft, dass es eines Tages niemanden mehr interessieren möge, ob jemand Jude ist oder nicht, sondern dass ganz einfach der Mensch, Mann oder Frau, gesehen werde. In diesem Sinne dankte sie für die Pflege des Gedenkens. Saxofonistin Carola Krettenauer vom Goethe-Gymnasium umrahmte die Veranstaltung musikalisch, bevor die Teilnehmer an der Gedenkstunde Kerzen am Mahnmal aufstellten. Im Anschluss daran wurden sie von Mitgliedern des Vereins für Heimatgeschichte Hörden im Haus Kast willkommen geheißen.

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Stadt Gaggenau
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Gedenkstein in Hörden. Foto: StVw
Gedenkstein in Hörden. Foto: StVw
Gedenkstein in Hörden. Foto: StVw


 

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