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Vor erfolgreicher Zukunft stehen für Gaggenauer Altenhilfe große Herausforderungen

17.12.2015

Neulich fand die 43. Mitgliederversammlung des Gaggenauer Altenhilfe-Vereins statt. Dabei stand das Zukunftsprojekt Gaggenauer Altenhilfe e.V. 2015 im Mittelpunkt. „Seit dem Jahr 2012 hat der Vorstand und die Geschäftsleitung gemeinsam mit einer Vielzahl engagierter Mitarbeiter die Weiterentwicklung und Umstrukturierung der Gaggenauer Altenhilfe vorangetrieben. Ausgelöst durch die gesetzlichen Vorgaben der Landesheimbauverordnung und den immensen Sanierungsbedarf unseres Helmut-Dahringer-Hauses (HDH), musste ein Konzept nach neuesten pflegerischen Gesichtspunkten entwickelt werden, um den Verein für die Zukunft und die kommenden Aufgaben gut zu rüsten. Dies alles in einem gesellschaftlichen und politischen Umfeld, in dem der Kostendruck auf die Pflegeeinrichtungen, vergleichbar zu den Krankenhäusern, immer größer wird und die finanziellen Belastungen der Bewohnerinnen und Bewohner, trotz marginaler Änderungen an den Leistungen der sozialen Pflegeversicherung, von Jahr zu Jahr zunehmen“, umriss Oberbürgermeister Christof Florus in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Gaggenauer Altenhilfe die aktuelle Lage.

Ziel der Gaggenauer Altenhilfe sei es, auch in der Zukunft den pflege- und hilfebedürftigen Menschen in Gaggenau ein umfassendes Angebot an Pflege- und Unterstützungsleistungen zu unterbreiten. „Mit unserem Zukunftskonzept bieten wir nach erfolgreicher Sanierung des HDH ein wesentlich differenzierteres Leistungsspektrum“, betonte Florus: „Wir sind davon überzeugt, dass nur durch vielfältige Kooperationen zwischen der Altenhilfe, der Kommune, den Kirchengemeinden, den Kindergärten und Schulen, den Vereinen sowie engagierten Einzelpersonen die große Herausforderung einer alternden Gesellschaft gemeistert werden kann. Das ist der ,Gaggenauer Weg‘!“, unterstrich der Vorsitzende und kündigte an: „Bis zur vollständigen Umsetzung unseres Konzeptes werden noch viele Schwierigkeiten zu überwinden sein. Aufgrund des bestehenden Kostendrucks und der sich aus der Umstrukturierung des HDH ergebenden Platzzahlreduzierung im stationären Pflegebereich werden wir in den nächsten Jahren einen stringenten Konsolidierungskurs einschlagen müssen, um nach Abschluss der Sanierung mit einem neuen Konzept im HDH gestärkt und sicher in die Zukunft zu gehen.“

Im HDH sei das Altenheim seit April 2015 stillgelegt. 27 Bewohner seien in das Ausweichquartier Murgtalwohnstift Gernsbach umgezogen, wo die Altenhilfe heute noch 22 Bewohner versorge. Der HDH-Pflegebereich sei in den ersten fünf Monaten mit 149 Bewohnern belegt gewesen, aktuell versorge man im Erweiterungsbau noch 90 Bewohner. Im Oskar-Scherrer-Haus sei der Pflegebereich mit durchschnittlich 90 Plätzen belegt (Auslastung: 97,5 Prozent), der Demenzbereich mit 14 Plätzen (Auslastung: 97 Prozent). Das neue Gerhard-Eibler-Haus (GEH) sei nach einem halben Jahr Betrieb bei einer Belegung von 58 Plätzen angelangt (Auslastung: 96,7 Prozent). Beim „Menü-Service“ beliefere die Altenhilfe rund 130 Kunden täglich mit einer warmen Mahlzeit Zuhause, was rund 46.000 Menüs im Jahr entspreche. Die Tagespflege des HDH besuchten derzeit rund fünf Gäste. Nach der HDH-Sanierung werde die Tagespflege als eigenständiger Bereich mit 16 Plätzen angeboten. Der Ambulante Dienst habe sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt. Die Altenhilfe-Pflegesätze seien um 3,2 Prozent erhöht worden, was aufgrund der gestiegenen Personal- und Sachkosten zwingend notwendig gewesen sei. Die Mitgliederzahl blieb relativ konstant und liegt derzeit bei 1.669 Mitgliedern. Florus‘ besonderer Dank galt den zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern: „Die ehrenamtlich Engagierten sind das, was die Gaggenauer Altenhilfe besonders macht.“ Außerdem dankte er allen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und dem Betriebsrat für die gute und engagierte Zusammenarbeit. „Sie sind die professionelle Stütze unseres Vereins und haben die Veränderungsprozesse aktiv und engagiert mitgestaltet. Auch wenn sicher noch zwei bis drei sehr schwierige Jahre vor uns liegen, bin ich davon überzeugt, dass wir gemeinsam die uns gestellten Aufgaben meistern werden und aus der aktuellen Umbruchphase gestärkt und zukunftssicher hervorgehen“, schloss der Vorsitzende, für den die Gaggenauer Altenhilfe „ein wesentlicher Teil des ,sozialen Herzens Gaggenaus‘“ ist.

„Es besteht in unserer Gesellschaft ein breiter Konsens darüber, dass die Gesundheit eines Menschen und die Betreuung eines Pflegebedürftigen wichtige Aufgaben sind. Es besteht weiterhin eine breite Übereinstimmung darüber, dass die Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegebereich für ihre sicher nicht einfache Aufgabe auch angemessen bezahlt und vergütet werden sollen. Wenn es allerdings vor Ort konkret wird, sind die Rahmenbedingungen keineswegs so, dass die gesamtgesellschaftlich als wichtig anerkannten Aufgaben angemessen refinanziert werden. Tatsache ist vielmehr, dass durch subtile Steuerungsmechanismen, die für eine breite Öffentlichkeit so zunächst nicht zu durchschauen sind, und durch die Implementierung von Wettbewerbsstrukturen ein Druck aufgebaut wird, der die Anbieter von Gesundheits- und Pflegedienstleistungen in letzter Konsequenz dazu zwingt, bei ihrer Tätigkeit betriebswirtschaftlichen Erwägungen in einem weitaus größeren Umfang Bedeutung beizumessen, als dies vor Jahren noch der Fall war. Und wer sich diesem Diktat nicht unter- und in das System nicht einordnet, wird letztlich mit wirtschaftlichen Ergebnissen konfrontiert, die auf Dauer nicht gestemmt werden können. Das ist eine Erfahrung, die aktuell beispielsweise viele kommunale Krankenhäuser in Baden-Württemberg machen und die auch vor unserem Verein nicht halt macht“, schickte Finanzvorstand Andreas Merkel seinem Bericht voraus.

Das Umsatzvolumen des Vereins habe 2014 fast 13 Millionen Euro erreicht. Im Vergleich zu 2013 seien die Erträge um rund 400.000 Euro geringer ausgefallen. Bei den Ausgaben 2014 dominiere mit 8,7 Millionen Euro der Personalaufwand, bei den Sachausgaben mit 1,1 Millionen Euro der Wirtschafts- und Verwaltungsbedarf. Im Leistungsbereich (ohne den Investitionsbereich) reichten 2014 die laufenden Erträge von 11,1 Millionen Euro erneut nicht aus, um die laufenden Aufwendungen von 11,8 Millionen Euro zu decken. Das hier zu verzeichnende Defizit von mehr als 700.000 Euro stelle gegenüber 2013 nochmals eine Steigerung von 40 Prozent dar. Das heiße: „Die Zunahme bei den Personal- und Sachkosten um rund 3,2 Prozent konnte nicht durch zusätzliche Erträge aus Pflegeleistungen gedeckt werden“, erläuterte der Finanzvorstand. „Dies ist mehr als ein Alarmsignal: In dem Bereich, in dem unsere Kernaufgaben liegen, waren wir nach 2012 und 2013 wiederum nicht in der Lage, zumindest eine schwarze Null zu schreiben. Besorgniserregend sind die Steigerungsraten: Während 2012 das Ergebnis im Leistungsbereich noch mit 256.000 Euro negativ war, waren es 2013 bereits 511.000 Euro und im Jahr 2014 dann 724.00 Euro. Diese Entwicklung gefährdet das Fundament unserer Vereinsarbeit“, bemerkte der Finanzvorstand: „Der Druck auf den Kessel ist enorm.“ Merkel sagte einen „steinigen Weg“ voraus, zumal kein Weg daran vorbei führe, das Defizit im Leistungsbereich nicht nur deutlich zu reduzieren, sondern möglichst vollständig abzubauen.

Laut Altenhilfe-Geschäftsführer Peter Koch läuft das Hausgemeinschaften-Konzept im neuen GEH von Tag zu Tag besser, die dortigen Bewohner seien sehr zufrieden. Die rigide Haltung des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales (KVJS) sei jedoch sehr zu beklagen, zumal die Behörde die Investitionskosten für das GEH nicht zu 100 Prozent anerkenne, was wohl auch bei den Umwidmungskosten für das HDH zu befürchten gewesen wäre. Um nicht auf diesen Baukosten sitzen zu bleiben, habe man das Konzept des HDH im Altbau ausschließlich auf Betreutes Wohnen umgestellt. Dabei liege der Fokus verstärkt auf einer ambulanten Versorgungsstruktur, was dem Willen der Landes- und Bundespolitik entspreche. Der Vorteil dabei sei eine größere Flexibilität für die Bewohner, die individuelle modulare Lösungen wählen könnten, wofür es wesentlich mehr Möglichkeiten der Refinanzierung über Pflege- und Krankenkassen gebe dank Förderung des ambulanten Sektors durch die öffentliche Hand. Dementsprechend blieben in Zukunft voraussichtlich in 75 Prozent der Fälle die Eigenanteile der Bewohner unter den ehemaligen Altenheimsätzen. Durch besagte Konzeptumstellung habe sich der ursprünglich geplante Baubeginn allerdings um etwa sechs Monate verschoben. So müssten nun die Sanierung von Altbau und Erweiterungsbau des HDH parallel erfolgen. Die gesamte Baumaßnahme könne so wie geplant Ende 2017 abgeschlossen werden. „Ein Bezug des Altbaus kann voraussichtlich ab dem dritten Quartal 2017 erfolgen“, kündigte Koch an.

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