Einstimmig beauftragte der Gemeinderat die Stadtverwaltung mit der Planung und Einrichtung einer offenen Ganztagsschule an der Merkurschule Grund- und Werkrealschule Ottenau zum
Schuljahresbeginn 2014/2015. Nachdem im Grundschulbereich das Ganztagesangebot nun abgerundet sei, gelte es diesen Weg auch bei den weiterführenden Schulen (so bei der Realschule in Bad Rotenfels) zu gehen, betonte Oberbürgermeister Christof Florus. Damit wäre das Ganztagsbetreuungsangebot in Gaggenau für Schüler bis 16 Jahren in allen Schularten gewährleistet.

Merkurschule-Rektorin Barbara Fischer sowie Heidrun Haendle, Leiterin des Amtes für Schulen, Kultur und Sport, sowie ihre Kollegin Liliana Erbesdobler hatten das Ganztagesschulkonzept an der Merkurschule dem Gemeinderat vorgestellt. Im Schuljahr 2012/2013 wurden an der dortigen Grundschule 156 Schüler unterrichtet. Die Werkrealschule beschulte an den Standorten Eichelberg-, Hebel- und Merkurschule insgesamt 336 Schüler. Die Außenstellen der Werkrealschule wurden zum Schuljahresende aufgelöst, so dass alle Schüler der Merkurschule zum Schuljahresbeginn an einem und demselben Standort in Ottenau unterrichtet werden. Im laufenden Schuljahr 2013/2014 besuchen rund 140 Grundschüler (7 Klassen) und etwa 320 Werkrealschüler (13 Klassen) die Merkurschule. Im Betreuungsangebot „Verlässliche Grundschule“ (VG) werden in 2 Gruppen derzeit 36 Schülerinnen und Schüler betreut.

Das zentrale Anliegen aller Ganztagsschulen ist die zusätzliche persönliche und soziale Förderung von Kindern und Jugendlichen. Im Sinne des Erziehungs- und Bildungsauftrages soll ihnen unabhängig von Herkunft und finanziellen Ressourcen der Eltern eine ihrem Fähigkeitspotenzial entsprechende Schulbildung ermöglicht werden. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die gesellschaftliche Antwort auf die neuen Familienstrukturen sind weitere Aspekte für die Einrichtung einer Ganztagsschule. Die Ganztagsschule ist bislang noch nicht im Schulgesetz des Landes verankert. Ganztagesschulen werden daher bislang als Schulversuch gem. § 22 Schulgesetz genehmigt und geführt. Sobald eine gesetzliche Regelung für Ganztagesschulen vorliegt, soll die Ganztagesschule an der Merkurschule nach den dann geltenden Regelungen weitergeführt werden.

Beim Ganztagesschulbetrieb sind – auf der Grundlage der bisherigen Genehmigungspraxis – seitens des Landes folgende Leistungen vorgesehen, die durch die Lehrkräfte des Landes zu erbringen sind:
• Unterricht im Rahmen der gültigen Kontingentstundentafel
• Zusätzliches Angebot (z.B. Hausaufgabenbetreuung, Projekte, erweiterte Bildungsangebote, Arbeitsgemeinschaften, Angebote zur Persönlichkeitsentwicklung und Integrationsförderung)
Außerdem sollen Kooperationen mit der Jugendhilfe, Jugendarbeit, Vereinen, Musikschulen, Kirchen und anderen außerschulischen Partnern sowie der Einsatz von Jugendbegleitern erfolgen. Der Ganztagsschulbetrieb steht unter Aufsicht und Leitung der Schulleitung.

Für die Merkurschule wird die Einrichtung einer Ganztagsschule der Offenen Form beantragt. Die Teilnahme am Ganztagesbetrieb ist freiwillig. Bei Anmeldung ist die Teilnahme am Ganztagesbetrieb für ein Schuljahr verbindlich. Zum Schuljahresbeginn 2014/2015 ist es vorgesehen, zwei Ganztagsgruppen einzurichten: eine jahrgangsgemischte in der Grundschule (Kl. 1-2) und eine jahrgangsgemischte in der Werkrealschule (Kl. 5-6). In den Folgejahren ist es bei Bedarf angedacht, das Angebot sukzessive zu erweitern. Der Ganztagesschulbetrieb ist Montag bis Donnerstag von 7.50/8.35 Uhr – 15:20/16:10 Uhr vorgesehen – mit folgender Tagesstruktur:

• 07.50/8.35 Uhr - 13.00 Uhr Schule (Mo - Fr)
• 13.00 - 13.45 Uhr Mittagspause (Mo - Do)
• 13.45 – 15.20 Uhr Ganztagsschule (Mo - Do)
• 15:25 – 16:10 Uhr zusätzliche Angebote der Schule (Mo – Do)

Die Rhythmisierung wurde dem Fahrplan des ÖPNV angepasst, um den Schülern die optimale Anbringung an die Verkehrsmittel zu bieten.

Mit der Antragstellung auf Einrichtung einer Ganztagsschule sichert der Schulträger die Übernahme der Personalkosten für die Essensausgabe, die Betreuung beim Mittagessen und in der Mittagsfreizeit sowie die Übernahme der Sachkosten für die Ganztagsschule zu. Die Zusicherung kann nach Auffassung der Verwaltung nur mit der Maßgabe erfolgen, dass über Art und Umfang der Ausstattung und der Aufsicht der Schulträger entscheidet. Außerdem richtet sich die Bereitstellung von finanziellen Ressourcen nach dem jeweiligen Haushaltsplan.

Für den Schulbetrieb der Grund- und Werkrealschule stehen die notwendigen Klassenzimmer und Fachräume zur Verfügung. Weitere Raumressourcen bestehen nicht. Ein warmes Mittagessen ist ein zentraler Bestandteil einer Ganztagsschule. Die Mittagessensausgabe kann provisorisch in der Aula der Merkurschule erfolgen oder in anderen geeigneten Räumlichkeiten eingerichtet werden. Der im Pädagogischen Konzept für den Ganztagsschulbetrieb benötigte Raumbedarf (Freizeitraum, Kreativraum, Ruhe-und Aufenthaltsraum) kann im Bereich des ehemaligen Lehrschwimmbeckens entstehen. Der Umbau eines Klassenzimmers durch Raumteilung zur Lernwerkstatt mit Bibliotheksbereich würde die Schaffung eines weiteren Ruhebereiches ermöglichen. Weiterer Investitionsmaßnahmen bedarf der Bau einer Mensa im Bereich des Gymnastikraumes. Die notwendigen baulichen Maßnahmen können grundsätzlich nur realisiert werden, wenn seitens des Landes eine Aufnahme in das Schulbauförderungsprogramm erfolgt und in der Folge eine Zuwendung nach den Schulbauförderrichtlinien bewilligt wird. Der Antrag hierfür wird seitens der Verwaltung gestellt.

Als Pauschalansatz für die sachliche Ausstattung werden einmalig 15.000 € angesetzt. Wesentlich höhere Betriebskosten sind nicht zu erwarten. Die Stadt Gaggenau wird im laufenden Betrieb die Personalausgaben für die Essensausgabe und Betreuung der Schüler während der Mittagszeit (13.00 Uhr bis 13.45 Uhr) übernehmen. Hierbei entstehen jährliche Personalkosten von 18.000 €. Die Mittagessenausgabe erfolgt für die Ganztagsschülerinnen und Schüler der Grundschule und alle Schülerinnen und Schüler der Werkrealschule. Als Verpflegungssystem wird die Warmanlieferung eines lokalen Betriebs bevorzugt. Das Mittagessen soll kostendeckend ausgegeben werden und beläuft sich derzeit auf 3,50 €. Auf Besonderheiten wird Rücksicht genommen.

Manfred Mayer M.A.
Pressesprecher
Stadt Gaggenau
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