14.01.2011
Nach erfolgreichem Abschluss des Insolvenzverfahrens bricht die Gaggenauer Schule für Musik und darstellende Kunst zu neuen Horizonten auf. Jetzt beschloss der Vorstand des Musikschulvereins, Achim Rheinschmidt mit der Leitung der Musikschule zu betrauen. Vorstandsvorsitzender Christof Florus stellte den neuen Mann an der Spitze der Einrichtung vor und bezeichnete ihn, der die Nachfolge von Hans Bogner antritt, als "totalen Idealisten", der sich für die Sache der Musik verkämpfe.
Von Beginn an sei klar gewesen, dass man keinen externen Bewerber haben wollte, sondern jemanden, der die Strukturen vor Ort kennt. Gesucht habe man eine kompetente Persönlichkeit, die als Schnittstelle zwischen Vereinen, Schulen, Wirtschaft, Bürgern, Eltern und Lehrern fungieren solle. Deshalb sei man auf Rheinschmidt zugegangen und habe angefragt, woraufhin er sich um die Stelle beworben habe. Infolgedessen habe der Vorstand des Musikschulvereins sich für den "musikalischen Leiter mit Fachkompetenz" entschieden.
Stadtkämmerer Andreas Merkel unterstrich, dass die Stadtverwaltung die Musikschule im personalwirtschaftlichen wie im kaufmännischen Bereich maßgeblich unterstütze. Diese Bereiche deckten das Personalamt und die Stadtkämmerei ab. Weil darüber hinaus die einzelnen Fachbereichsleiter der Musikschule Verantwortung trügen, habe man noch einen "kompetenten und fachlich versierten künstlerischen Leiter" benötigt - als Bindeglied zwischen Rathaus und Fachbereichsleiter. Dabei hätten die Verantwortlichen sich von der Situation in Gernsbach inspirieren lassen, wo an der Spitze der Musikschule ein nebenamtlicher künstlerischer Leiter steht. Es gelte, Synergieeffekte zu nutzen und Verbindungen zwischen allgemein bildenden Schulen und der Musikschule herzustellen (Rheinschmidt ist hauptberuflich Rektor der Eichelbergschule Bad Rotenfels).
Dem neuen Musikschulleiter zur Seite steht Christiane Fritz als Sekretärin. Sie arbeitet halbtags und wird von ihrer Vorgängerin Ursel Schimmelpfennig, die Ende 2010 in Ruhestand gegangen ist, unterstützt. Diese personelle Konstellation mit Achim Rheinschmidt an der Spitze ist laut Merkel ein "passgenauer Anzug" für die Musikschule.
Als Beweggrund, sich um die Leiterposition in der Musikschule zu bewerben, nannte Rheinschmidt den Gesamtkontext schulischer Veränderungen in Gaggenau im Zuge der Eröffnung der Werkrealschule in Ottenau. Für ihn habe es zwei Möglichkeiten gegeben: Sich von Bad Rotenfels aus auf eine größere Schule hin zu bewerben oder aber im Grundschulbereich tätig zu bleiben - "zusammen mit einer sehr geordneten musikalischen Tätigkeit". Weil sein Fokus gerade in jüngster Zeit sehr stark musikorientiert sei (Rheinschmidt ist unter anderem Gründer und Leiter des Gaggenauer Grundschulchores "9x4" und stark darum bemüht, Gesangsvereine mit Schulen zu verbinden), habe er sich für den zweiten Weg entschlossen und eine Initiativbewerbung eingereicht. Rheinschmidt will den gesamten Genehmigungsbereich, der ihm als Beamter zusteht, ausschöpfen, um die Musikschule nebenberuflich zu leiten. Acht bis zehn Wochenstunden will der Rektor der Eichelbergschule dafür aufbringen und geht fest davon aus, dass ihm seine vorgesetzten Behörden, Regierungspräsidium und Schulamt, grünes Licht dafür geben.
Als gebürtiger Gaggenauer sei er seit 1993 wieder vor Ort und habe dementsprechend die Musikschule im Aufbau erlebt. Mit der Einrichtung und ihren Lehrern habe er immer viel zu tun gehabt. Am Herzen habe ihm stets gelegen, dass die Musikschule sich nach innen wie außen stärker positioniert und so wahrnehmbarer wird. Als "Vereinsmensch" strebe er danach, enge Verzahnungen herzustellen (früher auf dem Akkordeonsektor, heute im Chorbereich). Bei seinen Versuchen, Musik-Partner zusammenzubringen, seien ihm die Möglichkeiten in Land wie Region und analog dazu in den betreffenden Institutionen Ministerium und Schulamt bekannt geworden - alles Kenntnisse, über die er verfüge und die er jetzt ideal in seine neue Position einbringen könne.
In der Musikschule wolle er über gemeinsame Arbeit alle Beteiligten (Kinder, Lehrer, Vereine, Stadt, Schulen) zusammenbringen und so das Außen- wie Innenbild der Einrichtung deutlicher, differenzierter und stärker in den Vordergrund stellen. "Die Musikschule soll ein Ort der Begegnung sein, die Lust am gemeinsamen Musizieren soll hier sichtbar werden", umriss Rheinschmidt seine Vision, die einen "verstärkten Klavierbereich" mit einschließe. Neben dem musikalischen sei auch der künstlerische Teil der Schule (Theater) stärker zu betonen. Neben Klassik und Pop-Rock in der Musikschule sollten auch externe Bands hier proben können. Außerdem will der neue Leiter offene Workshops und Meisterkurse anbieten. "Professionelle Musiker aus der Region gehören auch dorthin", sagte Rheinschmidt mit Blick unter anderem auf hier lebende SWR-Orchestermitglieder. "Die Musikschule hat ein enormes Potential, und es sind tolle Lehrer da", so Rheinschmidt, der sich eher als "musikalischer Leiter" denn als "Leiter der Musikschule" sieht.
Vorbehaltlich der Zustimmung des Regierungspräsidiums will der 52jährige Pädagoge, Musiker und Vereinsmensch am 1. März seine neue Tätigkeit aufnehmen. "Mein persönlicher Weg ist zwischen Musik und Schule", weiß der designierte Musikschulleiter und sieht sich damit für die neue Aufgabe bestens gewappnet.
Manfred Mayer M.A.
Pressesprecher
Stadt Gaggenau
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