06.11.2006
Deutsche Tipp-Kick-Elite trägt 4. Offene Baden-Württembergische Meisterschaften in Michelbach aus / Kopfarbeit und Geschick
(BT-Bericht vom 6.11.2006)
Es herrscht Ruhe in der Michelbacher Wiesentalhalle. An allen 18 aufgestellten Tipp-Kick-Tischen wird konzentriert gespielt. Nur ab und an erklingt ein Jubelschrei. „Das wird sich gegen Ende des Turniers noch ändern“, weiß Thomas Bittmann, Organisator der 4. Offenen Baden-Württembergischen Einzelmeisterschaften im Tipp-Kick, aus Erfahrung.
Bereits zum zweiten Mal ist die Wiesentalhalle Austragungsort dieses Sportereignisses. Thomas Bittmann, Clubchef des Murgtäler Tipp-Kick-Clubs der Spielgemeinschaft Karlsruhe-Murgtal-Mainz und Georg Schwarz aus Karlsruhe war es bereits im vergangenen Jahr gelungen, etliche Spieler nach Michelbach zu holen. „Gespielt wird nach Schweizer System“, erklärt
Bittmann.
Die 65 Teilnehmer müssen elf Spiele zu zweimal fünf Minuten ausfechten; auch als Schiedsrichter werden sie eingesetzt. Somit erwartet die aus ganz Deutschland angereisten Tipp-Kicker ein langer und anstrengender Tag. „Konzentration und Kopfarbeit“, antwortet Philipp Derungs, der mit seinem Freund Daniel Nalter sogar aus der Schweiz kam, auf die Frage, was ihm denn an diesem Nischensport fasziniere. Beide zählen zu den Top-Ten der Tipp-Kicker in ihrem Heimatland und blicken auf langjährige Erfahrung zurück. Die hat auch Andreas Sigle aus Hirschlanden, der bereits seit 35 Jahren Tipp-Kick spielt. „Tipp-Kick ist Fußball im Kleinen. Ich bin gleichzeitig Spieler und Trainer, denn ich mache die Taktik und schieße auch.“ Dann verrät er etliche Tricks, wie man den kleinen schwarz-weißen Ball geschickt beeinflussen kann.
Altersmäßig sind die Tipp-Kicker gemischt, doch es gibt nur wenige Frauen. Zu den Newcomern zählt Elisabeth Wagner aus Amberg. „Ich habe erst im März mit Tipp-Kick angefangen“, erzählt die zweifache Mutter. Ihre Söhne Florian und Sebastian haben Elisabeth Wagner zum Spielen animiert. Die Mutter musste als Trainigspartner einspringen und war sogleich erfolgreich. „Bei den Westdeutschen Meisterschaften letzte Woche habe ich schon einen Pokal gewonnen“, schmunzelt Elisabeth Wagner. Die Wagner-Söhne sind in der Tipp-Kick-Szene gut bekannt. Insbesondere Florian, der zu den jüngsten Bundesligaspielern zählt. Er liefert sich mit Alexander Beck, Titelverteidiger und ebenfalls äußerst erfolgreicher Bundesligaspieler, ein hartes Match. Und das unter erschwerten Bedingungen, denn ein SWR-Team filmt die Akteure für einen Beitrag in der Landesschau im Südwestfernsehen. Das bringt die beiden Kontrahenten aber nicht aus der Ruhe.
Bei Alexander Beck ist es wohl die Erfahrung, die ihm die Sicherheit verleiht. „Mit 13 Jahren habe ich mit Tipp-Kick angefangen“, erinnert sich der 33-Jährige. Bis heute habe das Spiel nicht an Reiz verloren. Als eine Mischung aus Billard, Tischtennis und Golf bezeichnet der mit zahlreichen Titeln ausgezeichnete Spieler das Tipp-Kicken. Rund 100 Pokale nennt er mittlerweile sein Eigen. In einem Köfferchen bewahrt er seine höchst individuellen Spieler auf. Denn ein zusätzliches Faible sei das Selberbasteln seiner Mannschaft. Die Mechanik der einzelnen Figuren bestimmt Alexander Beck selbst. „Jeder Spieler ist ein Unikat“. Das Spiel gegen den 14-Jährigen Florian Wagner hat Alexander Beck verloren. Dem jungen Ausnahmetalent sagt Beck eine große Karriere voraus. Doch der gibt sich bescheiden und sieht seinen Erfolg mit Gelassenheit. Das Viertelfinale hat er nun fest im Visier.