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Die Historischen Stadtführungen durch Gaggenau stoßen zu den mannigfaltigen Fundamenten der Großen Kreisstadt vor

03.07.2007

Als eine schöne Gräfin wild durchs Murgtal ritt und auf dem Amalienberg Hof hielt

Zahlreiche Interessierte waren bei der historischen Stadtführung am 30. Juni in Gaggenau unterwegs.
Aus eigenem Antrieb erschlossen: Manfred Reufsteck vor dem Hilpertsloch.
Aus eigenem Antrieb erschlossen: Manfred Reufsteck vor dem Hilpertsloch.

Am Samstag stand der Marktplatz ganz im Zeichen des Jubiläums „Fünf Jahre Arbeitskreise Stadtmarketing“. Der Wochenmarkt war in die Hauptstraße verlegt, sodass interessierte Bürgerinnen und Bürger die Präsentationsstände der Arbeitskreise ungestört ansteuern konnten. Dementsprechend stark war auch die Resonanz auf die historische Stadtführung, die vom Arbeitskreis Tourismus im Rahmen der Aktionswoche angeboten wurde.

Frank Eisold, Ulrich Behne und Manfred Reufsteck begrüßten ihre rund 30 interessierten Gäste im Foyer des Rathauses. Vom Stand des Arbeitskreises Stadtgestaltung schauten auch zwei kleine „Guggi-Flitz“-Clowns vorbei. Eisold lieferte zunächst einen Abriss der Gaggenauer Stadtgeschichte. Dabei spannte er den Bogen von den römischen Grundmauern bei Oberweier bis hin zur Gegenwart. Sodann führte er seine Zuhörer zum Rindeschwender-Denkmal neben dem Rathaus, wo er die Verdienste des legendären Gaggenauer Oberschultheiß würdigte. Im Vorbeigehen erläuterte er das historische Stadtwappen Gaggenaus, das auf der Wand des Rathauses angebracht ist und auf industrielle Wurzeln und Prägung der Großen Kreisstadt hinweist.

Rechts neben dem Hauptaufgang zum Rathaus, in der Nische hin zur Sparkassen-Filiale, befindet sich eine geschichtsträchtige Tafel, die am alten Gaggenauer Rathaus angebracht war, das in der Endphase des Zweiten Weltkrieges dem Bombenhagel zum Opfer gefallen ist. Am Innenhof des Rathauses vorbei – hier steht eine Büste des Autopioniers Carl Benz, für dessen Einzug in den Namen der DaimlerChrysler AG Gaggenau derzeit mit einer Unterschriftenaktion wirbt – ging es in die sehenswerten Stadtgeschichtlichen Sammlungen, wo mit seltenen Exemplaren die Zeit vor Augen geführt ist, als Gaggenau noch eine Hochburg des Glashüttenwesens war. Im Foyer des Rathauses, rechts hinter dem Haupteingang, kann eine modellhafte Wiedergabe der Gaggenauer Glashütte im Detail bewundert werden.

Vom Rathaus ging die Gruppe zur katholischen Pfarrkirche St. Josef. Stadtführer Eisold skizzierte die Geschichte des über ein Jahrhundert alten neuromanischen Baus. Von der Vorgängerkirche ist ein Stein in die Außenwand der Terrasse des St. Josef-Pfarrhauses eingelassen. In der Gruppe wurde der Wunsch geäußert, dieser Gedenkstein müsse seines Seltenheitswertes wegen und aus Gründen fortschreitender Verwitterung in die Stadtkirche St. Josef oder zumindest an ihre Außenwand angebracht werden. Auf dem Fußweg zur historischen Glashüttensiedlung übernahm Behne die Führung der Gruppe. Die Teilnehmer erfuhren, dass das heutige Jugendhaus, nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Gaststätte, Ende des 19. Jahrhunderts von der SPD errichtet und als Gewerkschaftshaus benutzt wurde, bevor die Nationalsozialisten es ab 1933 für sich reklamierten.

Behne erläuterte die barocke Anordnung der Fachwerkhäuser in der Glashütte, die – dem damaligen Zeitalter gemäß – nach Achsen hin ausgerichtet wurden. Am Sommerhaus Rindeschwenders vorbei spazierte die Gruppe zum Hummelberg, wo ein sehenswertes Wegkreuz, gestiftet von der Familie Kohlbecker, steht. Dieses erhaltenswerte Zeugnis aus vergangenen Epochen sei der Renovierung bedürftig, gab Behne zu bedenken. Am Fuße des Amalienberges erinnerte der Stadtführer an die Zeit, als dort oben noch ein schmuckes Schlösschen stand. Bisweilen pflegte eine dort wohnhafte Schönheit unbekannter Herkunft, eine mondäne Gräfin, hoch zu Pferde wild durchs Murgtal zu reiten. Auch dieses Schlösschen fiel den Bomben des Weltkrieges zum Opfer.

Nach dem Führungsteil Behnes, der das industrielle und gesellschaftliche Gaggenau präsentierte, übernahm Reufsteck den Stab. Er führte die Gruppe zum Hilpertsloch, das er aus eigener, privater Initiative für Stadtführungen erschlossen hat. Nachdem er Anfang des Jahres 2007 mit dem damaligen Oberbürgermeister Michael Schulz Kontakt aufgenommen hatte, sei alles ganz schnell gegangen, erinnert sich Reufsteck. Unterstützt vom städtischen Baubetriebshof brachte er Ordnung in die verwahrloste Höhle. Heute ist sie im vorderen Bereich gut begehbar, und man erhält einen bleibenden Eindruck davon, wie es im Untertagebau aussieht.

Für die Geschichte Gaggenaus nimmt das Hilpertsloch eine Schlüsselstellung ein, ist Reufsteck überzeugt. Hier habe der badische Markgraf Ende des 17. Jahrhunderts nach Erz suchen lassen und einen halben Kilometer weiter flussabwärts das berühmte Hammerwerk errichtet. Auch wenn dann im Hilpertsloch nicht das gewünschte Erz gefunden wurde, bestand das einmal errichtete Hammerwerk fort und geriet zur Keimzelle des späteren Industriestandortes Gaggenau. Geht man auf dieser Linie weiter, so wäre zu sagen – wie Reufsteck auch betont - , dass es ohne Hilpertsloch auch kein DaimlerChrylser Werk in Gaggenau-Ottenau geben würde. Was für Folgen doch so eine kleine Höhle haben kann!

Nach dieser letzten Station waren über drei Stunden vergangen, sodass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der historischen Stadtführung – um etliche aufschlussreiche Einsichten in die Geschichte ihrer Stadt reicher – in die wohl verdiente Mittagspause gingen. Die nächsten Stadtführungen finden am 1. September und 6. Oktober statt. Anmeldungen nimmt die Tourist-Info Gaggenau unter Telefon 07225 79669 entgegen. Kurzentschlossene können sich auch am Treffpunkt im Rathaus Foyer zur Führung anmelden.



 

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