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Dreikönigskonzert mit Glockenklang und den Weisen aus dem Morgenland

09.01.2008

Das Orchester auf der Bühne in der Jahnhalle.
Einen unvergesslichen Abend bescherten die vorzüglichen Protagonisten ihrem Publikum.
Einen unvergesslichen Abend bescherten die vorzüglichen Protagonisten ihrem Publikum.

„Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, da kamen die Weisen vom Morgenlande gen Jerusalem und beteten ihn an.“ Mit diesem Rezitativ eröffnete vergangenen Sonntag in der Gaggenauer Jahnhalle Malika Reyad als Engel mit glockenklarem Sopran das traditionelle Dreikönigskonzert und den ersten Teil von Felix Mendelssohns Oratorium „Christus“. „Christus Geburt“ wird dieser Teil genannt, dessen Rezitativ in ein Männerterzett übergeht. Hier verkünden die Heiligen Drei Könige: „Wir haben seinen Stern gesehen!“ Auf der Suche nach dem Christkind fanden sie sogar leibhaftig den Weg in die Jahnhalle. Zu dem weihnachtlichen Gesang des rund 140-köpfigen Projektchores zogen sie ein, um im Anschluss dem Publikum ihren Neujahrsgruß zu entbieten. So weihnachtlich eingestimmt erwartete die Zuhörer Christmas Carols von dem Komponisten John Rutter. Sein Stilmix aus Gospel, Jazz, Musical und Choral erinnerte ein wenig an kurzweilige Filmmusik und kontrastierte angenehm mit Mendelsohns romantischem Werk. Schwungvoll erklang das „Weihnachtslied des Hirten“, schwelgerisch-verträumt sang der Chor das „Weihnachtswiegenlied“ um schließlich jubelnd den „Stern zu Bethlehem“ zu begrüßen. Die Literatur setzte den Chor sehr abwechslungsreich in Szene. Mal durften die Männer alleine glänzen und die Frauen unterstützen nur mit kurzen Einwürfen. Dann sangen die Frauen wieder sanft über einem vokalen Klangteppich. Genaue Textarbeit und dynamische Veränderungen sorgten für Intensität. Abgerundet wurde der musikalische Gesamteindruck durch ein agiles Orchester, das sich an den Chor anschmiegte, ihn unterstützte und vor allem mit seinen zwei Flöten immer wieder für leichtfüßige Zwischenspiele sorgte. Im darauf folgenden Flötenkonzert h-moll op. 30 von Bernhard Romberg waren dann die 25 Instrumentalisten unter sich. Das Ensemble, bestehend aus Profis und versierten Laienmusikern aus der Region, bildete den begleitenden Gegenpart zu Jochen Baier, der als Querflötist solistisch in Erscheinung trat. Er nutzte den vom Orchester gewährten Freiraum voll aus und begeisterte mit virtuosem Spiel. Rombergs Werk verlangt von seinem Solisten eine ausgefeilte Technik. In den schnellen Sätzen zu Beginn und Ende des Konzerts musste Baier Läufe in fingerbrecherischem Tempo spielen und im langsamen Mittelteil die Spannung halten. Baier löste diese Aufgaben bravourös. Einwandfrei intoniert blies er die Töne gerade an und ließ sie nach und nach ihren vollen Klang entfalten. Dann wieder huschten die Finger über die Klappen, dass es eine Freude war. Ohne Frage war das Flötenkonzert h-moll von Bernhard Romberg eines der Highlights des Abends. Mit Romberg ging es nach der Pause auch direkt weiter. Allerdings mit Andreas Romberg, dem Cousin von Bernhard Romberg und ebenfalls ein Zeitgenosse Beethovens. Seine Kantate über Friedrich Schillers „Lied von der Glocke“ wurde von der Moderatorin Nicole Merz per Handglocke eingeläutet. Sie vermittelte dem Publikum charmant und unterhaltsam Wissenswertes über die Glocke. So vorbereitet konnte es ans Glockengießen gehen. Wortgetreu folgt die Kantate der dichterischen Vorlage und so eröffnete Alexander Kölble als Meister Glockengießer das 50minütige Werk. Mit vollem Bass und klarer Artikulation war er wohl der herausragendste Solist des Abends, der trotz starker Erkältung seine Rolle ausgezeichnet meisterte. Aber nicht nur der Glockenguss alleine wird im „Lied von der Glocke“ geschildert, sondern auch alles Anlässe, zu denen eine Glocke erklingt: Taufe, Hochzeit, Begräbnis, Warnung, Zeitansage, Mahnung etc. Sah die Literatur hierfür einen Bass vor, wechselte Kölble seine Position auf die andere Seite des Dirigentenpodests, um seine veränderte Funktion zu veranschaulichen. Dadurch stand er in einer Reihe mit Malika Reyad, die mit ihrem hellen Sopran und weichem Timbre ausgesprochen gut mit Frauke Zimmermanns Altstimme harmonisierte. Holger Schumacher vervollständigte mit jugendlichem Tenor das Solistenquartett, das sich besonders gut bei „Holder Friede, süße Eintracht“ präsentierte. Höchste Anerkennung an diesem Abend verdiente der musikalische Leiter Walter Bradneck, der als Dirigent alle Hände voll zu tun hatte. Souverän leitete er Solisten, Chor und Orchester durch die anspruchsvolle Kantate, ohne je den Überblick zu verlieren, einen Einsatz zu vergessen oder mit dem Bass zu kollidieren. Seine insgesamt rund 170 Aktiven hielt er sicher zusammen, was gerade bei Rombergs Glocke unabdingbar war. Nach einer kurzen Zäsur lauerte meist ein neues Thema, das seine ganz eigenen Ansprüche an die Musiker stellte. Wo gerade noch im Forte ein Akkord geschmettert wurde, folgte ein nahezu zerbrechliches Pianissimo. Ohne eine sichere Führung wäre diese Herausforderung nicht zu meistern gewesen. Der Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Gaggenau zeigte an diesem Abend eindrucksvoll, was für ein großer Musiker in diesem kleinen Mann steckt. Dank der durchdachten Werkauswahl und durchweg guten Gesamtleistung wird dieses Konzert wohl noch lange in Erinnerung bleiben.



 

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