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Gudrun Schreiner hat in Gaggenau bleibende künstlerische Spuren hinterlassen

13.10.2008

Eine Bildhauerin von Rang ist Gudrun Schreiner. Etliche ihrer Werke sind auf Gaggenauer Gemarkung zu sehen.
Eine Bildhauerin von Rang ist Gudrun Schreiner. Etliche ihrer Werke sind auf Gaggenauer Gemarkung zu sehen.
Eine Bildhauerin von Rang ist Gudrun Schreiner. Etliche ihrer Werke sind auf Gaggenauer Gemarkung zu sehen.

Die 76 Jahre sieht man ihr nicht an. Gudrun Schreiner ist wachen Geistes wie eh und je. Offenen Auges geht sie durch die Welt, empfänglich für jede Anregung und um keinen überlegten Kommentar verlegen. In ganz Südwestdeutschland hat sie ihre künstlerischen Spuren hinterlassen. „Ich kann keine Ausstellung machen über meine Werke. Ich muss mit den Leuten durch die Gegend fahren, um ihnen meine Werke an den jeweiligen Standorten zu zeigen“, erläutert die Künstlerin. Gewichtige Teile ihrer „Lebenswerk-Ausstellung“ sind auf Gaggenauer Gemarkung zu sehen. Es sind allerdings immer weniger Zeitgenossen, die wissen, dass die Kunstwerke von Gudrun Schreiner stammen. Wir nehmen diese Wissenslücke zum Anlass, das Gaggenauer Werk in Erinnerung zu rufen und wieder mit dem Namen Gudrun Schreiners zu verbinden.

Gudrun Schreiner wurde 1932 in Baden-Baden geboren. Ihre Jugend und Schulzeit verbrachte sie in Süddeutschland (Kuppenheim, Konstanz) und in Königsberg, wo ihr Vater ein Mercedes-Benz-Werk kaufmännisch leitete. Vor Kriegsende 1945 lebte sie auch im elsässischen Kolmar und im sächsischen Kamenz, wohin die Familie jeweils dem Berufsweg des Vaters, der immer mit Mercedes-Benz verbunden blieb, gefolgt war. 1945 kam Gudrun Schreiner als eine der Gründungsschülerinnen ins Internat der Heimschule Kloster Wald bei Messkirch. Hier, geprägt vom benediktinischen Geist der lehrenden Ordensschwestern, machte sie 1951 ihr Abitur. Das Besondere an dieser Schulbildung war, dass sie neben den gängigen Fächern auch einen handwerklichen Lehrabschluss beinhaltete. Für Gudrun Schreiner war das die Vorausbildung in Bildhauerei. 1948 war die Familie nach Gaggenau umgezogen, wo der Bruder, ein Internist, heute noch lebt und praktiziert.

Trotz ihrer künstlerischen Ambitionen absolvierte Gudrun Schreiner auf Anraten des Vaters zunächst ein Studium an der Pädagogischen Hochschule Gengenbach. Der Weg zur Kunst war zwar gelegt, doch galt es fürs erste die Zukunft zu sichern. Auch ihre beiden Schwestern wurden Volksschullehrerinnen – ein Beruf, den sie bis zur Pension ausübten. Nicht so Gudrun Schreiner. Bereits 1953 trat sie ein Fulbright-Stipendium in den Vereinigten Staaten von Amerika an. Trotzdem arbeitete sie zwischen 1955 und 1958 im Schuldienst und unterrichtete an der Hans-Thoma-Schule Gaggenau und an der Zwergschule in Oberndorf. Als sie den Beamtenstatus erreicht hatte, kündigte sie, um das Studium der Bildhauerei aufzunehmen. Dieses zweite Studium (1958-1963) bestritt sie selbst. Nach einigen Semestern an der Kunstakademie in München bei Professor Josef Henselmann ging sie zunächst nach Mailand an die Accademia di Brera zu Marino Marini und dann nach Paris an die Academie des Beaux Arts zu Ossip Zadkine. Eine Fulbright-Assistantship führte sie erneut in die Vereinigten Staaten, von wo aus die Assistentin von Jules Struppeck an der Tulane University in New Orleans auch Mexiko bereiste. Ihre ersten eigenen Ateliers hatte die junge Künstlerin in der alten Ottenauer Volksschule und im Schloss Favorite. Damals wohnte Schreiner in Gaggenau, Eckenerstraße 30.

1965 erhielt sie ein Atelier in Karlsruhe in der Stresemannstraße 38. Hier gehörte der aus Niederbühl bei Rastatt kommende, heute renommierte Künstler Anselm Kiefer zu ihren Nachbarn. Für ihn hat sie, weil er immer größere Formate brauchte und sie als einzige in der Nähe über eine Nähmaschine verfügte, einige Leinwände zusammengenäht. Reisen führten sie auf den asiatischen Subkontinent (Ceylon) und nach Südamerika (Kolumbien). Seit 1978 hatte Gudrun Schreiner ein zweites Atelier in der malerischen italienischen Künstlerkolonie Pietrasanta, wo der berühmte Fernando Botero zeitgleich mit ihr in der namhaften Bronze-Gießerei Claudio Mariani arbeiten ließ. Nachdem sie das Atelier in Karlsruhe zugunsten einer Wohnung samt Atelier in Baden-Baden aufgegeben hatte, verabschiedete sich Gudrun Schreiner vor drei Jahren auch aus dem geliebten Pietrasanta. Heute ist ihr Lebensmittelpunkt Baden-Baden, von wo aus sie den einen oder anderen Auftrag noch ausführt. Gudrun Schreiner befindet sich in der glücklichen Lage, von ihrer Kunst gut leben zu können. Sie, die auch auf ein reichhaltiges sakrales Oeuvre zurückblickt, betrachtet sich als Christin, die, katholisch erzogen, auf Gott hofft und vertraut.

Die Künstlerin ist dankbar für den großzügigen Bürgersinn und die Liberalität Gaggenaus, die sie schon als Studentin erfahren habe. Diese Haltung habe ihr Mut gemacht, den freien Beruf zu wählen, zumal sie schon in jungen Jahren Aufträge erhielt und so das Vertrauen der Verantwortlichen genoss. Solche Chancen wünscht die 76jährige auch jungen Menschen von heute.



Werke von Gudrun Schreiner auf Gaggenauer Gemarkung

Eine Skulptur von Gudrun Schreiner gefertigt, steht im Schulzentrum Dachgrub.
Bronzeplastik „Seilzieher" im Schulzentrum Dachgrub.
Bronzeplastik „Seilzieher" im Schulzentrum Dachgrub.

In ihren Werken ist die namhafte Bildhauerin Gudrun Schreiner auf Gaggenauer Gemarkung vielerorts anzutreffen. Ihr frühestes Werk aus dem Jahr 1955 ist das Sgraffito am Giebel der Merkurhalle in Ottenau. In der benachbarten Merkurschule hängen schöne Keramikreliefs, die das Werden des Menschen symbolisieren. Draußen, im Pausenhof, sitzt – ein Aluminiumguss – Nils Holgersson auf einer Gans und winkt lächelnd im Vorbeifliegen. Der Granitbrunnen am Goethe-Gymnasium verrichtet – vom städtischen Hochbauamtsleiter Ralf Burghardt schön in Positur gebracht – nach wie vor seine Dienste, und die Bronzeplastik „Seilzieher“ im Schulzentrum Dachgrub ist von bleibender Ausdrucksstärke. Ebenso das Vortragskreuz, das im linken Vorderraum der katholischen Kirche St. Josef hängt. Zeitlos lieblich wirkt der Betonbrunnen im Innenhof des katholischen Kindergartens in Ottenau. Die Emailwand in der Hebelschule verweist auf eine lange Tradition kunstfertigen Email-Handwerks in Gaggenau und macht einen ungewohnt modernen Eindruck. Für die Kapelle des Helmut-Dahringer-Hauses schuf Gudrun Schreiner Altar, Tabernakel, Fenstergitter und sakrale Einrichtung wie Kreuz, Schale, Figur. Im Foyer des Hauses steht eine zierliche Skulptur, die ein Mädchen mit jüngerem Geschwister wiedergibt. Die gesamte Kapelle des Oskar-Scherrer-Hauses ist ebenfalls von Gudrun Schreiner gestaltet, wobei sie hier sogar malerisch wirkte. Draußen, im Garten, grüßt ihre Skulptur eines sich küssenden Liebespaares als Sinnbild von Glück und Heiterkeit. Dabei handelt es sich um ein Geschenk ans Oskar-Scherrer-Haus und damit an die Stadt. Der Gänsebrunnen vor dem Bahnhof variiert mit viel Liebe zum Detail die legendäre Herkunft des Stadtnamens von einem gackernden Gänslein. Mit ihrer Kunst präsent ist Gudrun Schreiner auch in der Wallfahrtskirche „Maria Hilf“ in Moosbronn. Der von ihr gestaltete Tischaltar ist ein Blickfang, ziert ihn doch ungewohnter Weise in der Mitte eine übergroße Linse (als Edelstein gedacht). Auch Ambo, Osterleuchter und weitere Leuchter ebenda gehören zum Lebenswerk Schreiners. Vor der Schule in Selbach steht ein Granitbrunnen der Künstlerin, der den Verlauf einzelner deutscher Flüsse wiedergibt. Wie der Brunnen beim Goethe-Gymnasium ist er in diesem Ausmaß heute kaum mehr zu machen, weil sämtliche Granitbrüche im Umkreis zwischenzeitlich geschlossen sind. In der Selbacher Kirche stammen Tischaltar, Ambo und Leuchter von ihr. Reliefartig würdigte Schreiner die jahrhundertealte Geschichte der Eisenwerke Gaggenau oder das zeitlose Motiv des „Narrenschiffs“, in dem wir Menschen durch die Jahrhunderte unterwegs sind. Schreiner schuf auch Porträtstudien (z. B. von Karl Kohlbecker), Grabmäler und darüber hinaus verschiedene Orden und Auszeichnungen, die die Stadt Gaggenau für herausragende Verdienste vergibt. Nicht zuletzt ist auf die Glasfenster des Bürgersaals im Gaggenauer Rathaus zu verweisen, auf denen – ein Frühwerk der Künstlerin - die Geschichte Gaggenaus in mehreren Folgen veranschaulicht ist.

Pressestelle Stadt Gaggenau
Verantwortlich: Manfred Mayer M.A.
Telefon: (0 72 25) 9 62-4 04
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