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Kaum gealtert: Das Gaggenauer Rathaus ist auch 50 Jahre nach seiner Entstehung Mittelpunkt der Stadt

22.09.2008

Zwölf Uhr mittags in Gaggenau am 27. September 1958: Als das neue Rathaus seiner Bestimmung übergeben wurde, war der Bürgerandrang denkbar groß. Foto: Stadtarchiv
Zwölf Uhr mittags in Gaggenau am 27. September 1958: Als das neue Rathaus seiner Bestimmung übergeben wurde, war der Bürgerandrang denkbar groß. Foto: Stadtarchiv
Zwölf Uhr mittags in Gaggenau am 27. September 1958: Als das neue Rathaus seiner Bestimmung übergeben wurde, war der Bürgerandrang denkbar groß. Foto: Stadtarchiv

Am Samstag, 27. September, 10.30 Uhr, feiert das Gaggenauer Rathaus 50. Geburtstag. Dazu ist die Bevölkerung ganz herzlich in den Bürgersaal des Rathauses eingeladen (zum Programm siehe Text unten). In zwei Folgen blickten wir bisher auf die Geschichte des Rathauses zurück – so auf die Zerstörung des alten während des Zweiten Weltkriegs, auf die schwere Nachkriegszeit, auf die Entscheidungsfindung für ein neues Rathaus und dessen Entstehung bis zum Richtfest. Heute steht das neue Rathaus selbst im Blickpunkt, wobei Karin Hegen-Wagle, Leiterin des städtischen Archivs, einmal mehr den aufschlussreichen Text verfasst hat.

Nach dem Richtfest am 25. Oktober 1957 schreiten die Bauarbeiten am neuen Rathaus zügig voran, und innerhalb von elf Monaten erhält die Gaggenauer Bevölkerung ihr „Haus der Bürger“. Von außen erinnert der eher nüchterne Bau mit seinem großflächig-kubischen Stil an die Bauhausarchitektur der 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Es ist ein, seiner verhältnismäßig geringen Grundfläche wegen, ungewöhnlich übersteigender sechsgeschossiger Hochbau entstanden, der von einem L-förmigen zweigeschossigen Flachbau an zwei Seiten (im Südosten und Nordosten) umfasst wird und einen Lichthof umschließt. Die würdige Strenge und kühle Sachlichkeit, die das Gebäude ausstrahlt, wird noch durch die kostbare Gestaltung der Außenfassade mit hellen Natursteinplatten unterstrichen.

Rechts, an der Außenwand des Haupteingangs, ist die Schriftplatte angebracht, die den geschichtlichen Abriss des Rathausbaus von 1908 wiedergibt. Weiter rechts, an der Wand des Nebentrakts, der Portal-Schluss-Stein. Beides konnte aus den Trümmern der Rathausruine gerettet werden. (Heute ist der Portal-Schluss-Stein seitlich am Rathaus/Friedrich-Ebert-Straße zu sehen; dorthin wurde er wegen der späteren Baumaßnahme „Haus am Markt“ verlegt).

Innerhalb des Rathausgebäudes ist bei der Grundrissaufteilung von der Überlegung ausgegangen worden, Dienststellen mit starkem Publikumsverkehr (wie Meldeamt, Rechnungsamt, Stadtkasse u.a.) im Erdgeschoss unterzubringen. Die repräsentativen Räume, die das Kernstück bilden, Dienstzimmer des Bürgermeisters, großer und kleiner Sitzungssaal, Standesamt mit Trausaal sowie Haupt- und Personalamt, befinden sich im ersten Obergeschoss. Die übrigen Dienststellen sind in der zweiten bis vierten Etage untergebracht. Die fünfte Etage, mit Aufenthaltsraum und kleiner Küche, dient als Reserve. Alle Stockwerke sind bequem mit Aufzug oder über die Treppe zu erreichen.

Die Wandverkleidung im Foyer und teilweise im ersten Obergeschoss besteht aus dunklem Naturstein, die übrigen Wände sind in einfacher Form ausgestattet. Die Fenster, im seitlichen Treppenhaus gegen die Friedrich-Ebert-Straße hin, haben nach dem Entwurf des Kunstmalers Lothar Quinte (1923-2000) ein Farbenglas erhalten.

Beim Betreten des Foyers fällt der großzügig angelegte Treppenaufgang in das erste Obergeschoss auf, der durch einen harmonisch eingegliederten Innenhof belichtet wird. Die Verglasung des Lichthofs ist zum Teil in mundgeblasenem Antikglas, nach Entwürfen von Prof. Hans Kuhn (1905-1991), ausgeführt. Durch diese Farbensymphonie soll ein Spiegel von Stimmungen und Gefühlen entstehen, die, durch ein Gemisch aus flammenden und schwermütigen Farben verstärkt, den Besucher, je nach Anliegen und Verfassung (Zufriedenheit, Ärger, Trauer, Freude), begleiten.

Die aus Kupfer und Tombak (Goldimitation) getriebenen doppelseitigen Flügeltüren zum Bürgersaal sind mit Zitaten und Motiven aus Gemeinde- und Staatsleben verziert. Sie sollen Gemeinsinn der Bürger, industriellen Aufstieg zur florierenden Industrie und die frühere und gegenwärtige politische Zugehörigkeit der Stadt symbolisieren. Nach einer Vorlage von Gudrun Schreiner sind in die Scheiben des Bürgersaals, über die gesamte Längsseite des Raumes, parallel zur August-Schneider-Straße, Motive der Entstehung, Entwicklung und Struktur der Stadt Gaggenau geätzt. Im daneben liegenden Standesamt befindet sich das Trauzimmer, dessen Wände mit Kirschbaumholz verkleidet sind. Intarsienarbeiten, Sinnbilder des menschlichen Lebens, der Ehe und des menschlichen Seins, zieren eine Wand.

Auch die Gestaltung des Außenbereichs nimmt Formen an. Über einen großzügig angelegten Vorplatz, der zu sechs weit auslaufenden Treppenstufen führt, um den Höhenunterschied zwischen Hauptstraße und Rathaus auszugleichen, gelangt man zum Hauptportal. Vor dem Rathausnebentrakt in Richtung Hauptstraße ist eine gärtnerisch gestaltete kleine Rasenfläche angelegt. Auf dieser befinden sich drei gusseiserne Wasserschalen. Die beiden kleinen, etwas tiefer liegenden Schalen erhalten über die obere einen Wasserstrahl, so dass ein kleines Wasserspiel entsteht. Vor dem etwas zurückversetzten Nebentrakt sind Grünpflanzen und Blütenstauden gepflanzt, die im Parterre des Gebäudes, nur durch große Glasfenster getrennt, diese Grünanlage fortsetzen. Blumenrabatten und Rasenfläche durchkreuzt ein schmaler Weg.

Der Schlussstein des Wiederaufbaus ist gesetzt, das Rathaus fertiggestellt. In einer öffentlichen Bekanntmachung lädt Bürgermeister Josef Hollerbach die Bevölkerung zu den Feierlichkeiten, anlässlich der Einweihung des neuen Rathauses am 27. September 1958, um 11 Uhr, ein. Die Flaggen und Fahnen, in den neuen Stadtfarben weiß-rot, flattern erstmals auf dem geschmückten Rathausvorplatz, als dort, bei strahlendem Sonnenschein, eine schier unüberschaubare Menschenmenge, Bürgerinnen und Bürger der Stadt, Besucher und geladene Gäste, die offizielle Einweihungszeremonie verfolgen. Unter den Ehrengästen befinden sich Dr. Gebhard Müller, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg (1953-1958), Landrat Dr. Erwin Burkard, zahlreiche Bundes- und Landtagsabgeordnete, Vertreter von Industrie, Handel, Handwerk und Gewerbe, Vertreter der Geistlichkeit, Oberbürgermeister und Bürgermeister der umliegenden Gemeinden sowie Vertreter der Schulen und Vereine.

Nach kirchlicher Weihe und Segenswünschen der Geistlichkeit erfolgt die Schlüsselübergabe durch Architekt Dipl.-Ing. Karl Kohlbecker an den Bürgermeister. In seiner Ansprache geht Josef Hollerbach auf die Notzeiten, die nur gemeinsam überstanden werden konnten, und die Wiederaufbauleistungen ein. Er bedankt sich für die Hilfe und Unterstützung in den zurückliegenden schweren Jahren, insbesondere bei der Landesregierung, ohne deren Beihilfe aus dem Notstock die Erbauung des Rathauses nicht möglich gewesen wäre. Dr. Gebhard Müller überbringt in seiner Festansprache Glückwünsche der Landesregierung und würdigt den Fleiß der Bevölkerung. Ein weiterer Höhepunkt ist die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Altstadtrat Wilhelm Rommel für seine kommunalpolitischen Verdienste (1919-1933, 1945-1953). Schülerchor, Musik- und Gesangvereine, unter der Gesamtleitung von Hans Webel, umrahmen das Festprogramm. Nach Beendigung der offiziellen Feier bittet Bürgermeister Hollerbach die geladenen Gäste, das neue Rathaus und die darin befindliche Ausstellung „Kriegsschäden und Wiederaufbau“ zu besichtigen. Anschließend wird das Festessen im Daimler-Benz-Casino eingenommen, begleitet von Ansprachen, Geschenken und Glückwünschen.

Zwischen dem 27. und 29. September erhalten Einwohner und Interessierte die Möglichkeit, sich die Räumlichkeiten des neuen Rathauses anzusehen. Außerdem erhält jeder Gaggenauer Haushalt zur Erinnerung an die Einweihungsfeier vom 27. September 1958 die von Willi Echle verfasste Broschüre „Bilder aus der Geschichte von Gaggenau“ überreicht.

Heute, 50 Jahre später, nach einigen altersbedingten Reparaturen und Vergrößerung durch den Anbau Haus am Markt (1979/80), steht unser Rathaus immer noch formschön und zeitlos im Mittelpunkt des Gemeindelebens.



Das Rathaus feiert am Samstag, 27. September, 10.30 Uhr, 50. Geburtstag: Fachvortrag, Originalfilm, Ausstellung und Rock ’n’ Roll

Die guten, alten 1950er-Jahre werden wieder lebendig, wenn das Rathaus am kommenden Samstag, 27. September, 10.30 Uhr, Geburtstag feiert. Zu diesem Festakt im Bürgersaal des Rathauses ist die Bevölkerung herzlich eingeladen. Oberbürgermeister Christof Florus begrüßt die Gäste, bevor Prof. Christoph Kohlbecker, Sohn des Rathausarchitekten Dipl.-Ing. Karl Kohlbecker, „Zur Baugeschichte des Rathauses“ referiert. Darüber hinaus ist ein Originalfilm aus dem Nachlass des Optikermeisters Simon Sinzinger zu sehen, der bei der Rathauseröffnung 1958 gedreht wurde. Zwischendurch gibt es Musik und Tanz aus den 1950er Jahre. Die gesamte Veranstaltung mündet in einen Stehempfang im Foyer des Rathauses. Hier ist auch die Ausstellung des Stadtarchivs zum 50jährigen Bestehen des Rathauses zu sehen. Titel: „Das Haus der Bürger soll es sein“. Die Schau, die während der Öffnungszeiten des Rathauses bis 17. Oktober zu sehen ist, spannt den Bogen von der Vorkriegszeit und Zerstörung durch Bombardement während des Zweiten Weltkriegs über Wiederaufbau, Richtfest und Einweihung bis hin zu Ansichten 1958-2008 sowie Portraits der Bürgermeister und Oberbürgermeister.

Pressestelle Stadt Gaggenau
Verantwortlich: Manfred Mayer M.A.
Telefon: (0 72 25) 9 62-4 04
Fax: (0 72 25) 9 62-4 09
E-Mail: presse@stadt.gaggenau.de
Internet: www.gaggenau.de



 

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