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So nahm das Rathaus Gestalt an – ein Rückblick anlässlich des 50-jährigen Bestehens am 27. September

16.09.2008

Festansprache von Bürgermeister Josef Hollerbach anlässlich <br />
des Richtfests mit nachträglicher Grundsteinlegung <br />
am 25. Oktober 1957. Foto: Stadtarchiv
Festansprache von Bürgermeister Josef Hollerbach anlässlich des Richtfests mit nachträglicher Grundsteinlegung am 25. Oktober 1957. Foto: Stadtarchiv
Festansprache von Bürgermeister Josef Hollerbach anlässlich des Richtfests mit nachträglicher Grundsteinlegung am 25. Oktober 1957. Foto: Stadtarchiv

Die Einweihung des Gaggenauer Rathauses jährt sich am 27. September zum 50. Mal. Aus diesem Anlass findet um 10.30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses eine Feierstunde statt, zu der die Bevölkerung herzlich eingeladen ist. Im Vorfeld dieses Festes blicken wir auf die Geschichte des Hauses zurück. Karin Hegen-Wagle, Leiterin des städtischen Archivs, hat dazu einen lückenlosen Rückblick erstellt. Heute veröffentlichen wir Teil II daraus, der die Zeitspanne zwischen dem Entschluss, das Rathaus neu zu errichten, und dem Richtfest umfasst.

Im Oktober 1952 wird erstmals im Gemeinderat die Frage Wiederaufbau des Rathauses erörtert, die bis dahin als nicht vordringlich angesehen worden ist. Bürgermeister Hollerbach begründet seine Überlegung dahingehend, dass durch die am 25. April 1952 erfolgte Bildung des Südweststaates eine neue Situation entstanden sei und somit das Rathaus für die Öffentlichkeit zu einem notwendigen Gebäude werde. Da das Gaggenauer Rathaus durch Kriegseinwirkung zerstört worden ist, führt er weiter aus, sei es die Pflicht des Staates, dem Gemeinwesen bei der Schaffung des Rathauses behilflich zu sein. Es könne davon ausgegangen werden, für das Rathausprojekt Staatsgelder von Seiten der Regierung zu erhalten.
Überzeugt von den Überlegungen des Bürgermeisters, stimmt der Gemeinderat einstimmig der Planung für den Wiederaufbau des Rathauses zu. Einigkeit besteht auch bei der Standortfrage. Das Rathaus soll auf dem alten Platz, nicht aber auf den alten Grundmauern errichtet werden, da vom Gemeinderat ein Gebäude verlangt wird, das zweckmäßig, für die Entwicklung der Stadt auf lange Sicht groß genug ist und, der wichtigste Punkt, dem Namen und der Bedeutung der Stadt würdig erscheint.

Die Frage, ob für die Planung ein Wettbewerb ausgeschrieben oder der namhafte Gaggenauer Architekt Dipl.-Ing. Karl Kohlbecker (1906-1982) beauftragt werden solle, wird dahingehend beantwortet, Dipl.-Ing. Karl Kohlbecker die Planung und Bauleitung mit der Auflage zu übertragen, mehrere Modelle vorzustellen. Im Oktober 1953 setzt Bürgermeister Hollerbach den Gemeinderat über den Stand der Planungsarbeiten, den sogenannten ersten Entwurf, in Kenntnis.
Der Antrag auf Finanzmittel aus dem Notstock der Regierung wird im März 1955 gestellt, die Rathausplanung zügig vorangetrieben. Schwierigkeiten bereiten nur noch die Ankäufe der Grundstücke, die für den Neubau benötigt werden. Im Juli 1955 stellt Architekt Karl Kohlbecker erstmals Pläne und Modelle im Gemeinderat vor. Von Seiten des Architekten soll das Landschaftsbild mit dem Grüngürtel Amalienberg, Murg, Stadtpark weitgehend erhalten bleiben und das neue Rathaus, das wegen des relativ kleinen Grundstücks eine Ausdehnung in die Höhe, nicht in die Breite erfahren soll, integriert werden.

Es wird eifrig an dem Projekt gearbeitet. Neue Entwürfe und hitzige Diskussionen folgen. Der Anspruch ist hoch, die einzelnen Meinungen zahlreich. Am 19. September 1956, in einer Sondersitzung, wird nochmals auf die Anforderungen, die an den Neubau gestellt werden, eingegangen. Da die Stadt bisher keinen Mittelpunkt hat, muss das Rathaus die Dominante, das Herzstück der Gemeinde werden. Die Komponente hierzu ist im Norden durch den Bahnhof und im Süden durch die Firma Daimler-Benz gegeben. Der in vorausgegangenen Sitzungen beschlossene Grüngürtel soll ausschlaggebend für Planung und Ausführung sein. In dieser besagten Sondersitzung geht Architekt Karl Kohlbecker bei der Vorstellung eines neuen Modells nochmals auf die Bedeutung eines Rathauses ein und veranschaulicht es den Ratsmitgliedern anhand von Plänen. Der überzeugte Gemeinderat stimmt seinem Entwurf einhellig zu und beschließt die Verwirklichung des Rathauses.
Eine Woche später hat die Gaggenauer Bevölkerung die Möglichkeit, das Rathausmodell zu begutachten. Anfang November 1956 wird zur Klärung von Detailfragen eine Rathaus-Baukommission gebildet, der die Gemeinderäte Wendelin Lust, Oskar Hurrle, Willi Klump und Johannes Kraft angehören. Entscheidungen von grundsätzlicher Bedeutung werden aber weiterhin vom gesamten Gemeinderat getroffen. Langsam nimmt das Rathausprojekt Gestalt an. Anfang Februar 1957 erhält Dipl.-Ing. Karl Kohlbecker einen Architektenvertrag, die vier Vorentwürfe seit 1952 werden pauschal vergütet. Die Statiker Dipl.-Ing Otto Neuberth und Werner Reppel werden als vereidigter Prüfingenieur und als Statiker für die gesamte Hauptberechnung des Rathauses engagiert.

Die Rathausruine wird abgebrochen, der Platz eingeebnet. Der Gemeinderat beschäftigt sich mit Vorgängen wie z.B. Vergabe von Rohbauarbeiten oder der Erd-, Maurer-, Beton- und Kanalisationsarbeiten und mit zu klärenden Detailfragen für den Innenausbau wie z.B. Heizung, Beleuchtung, Aufzug und Ausbau besonderer Räume. Architekt Karl Kohlbecker obliegt es, kostenlose Vorschläge von namhaften Künstlern einzuholen und vorzulegen. Da es sich um das „Haus der Bürger“ handelt, sollen bei gleichem Preis-Leistungsverhältnis die einheimischen Betriebe den Zuschlag erhalten. So geht der Auftrag für den sechsgeschossigen Hauptbau an die Firma Franz Grötz, der des zweigeschossigen Randbaus an die Firma Gebrüder Lang.

Täglich kann das rasante Fortschreiten der Bauarbeiten verfolgt werden, und in weniger als acht Monaten Bauzeit sind die Gaggenauer Bürger zum Richtfest mit nachträglicher Grundsteinlegung, am 25. Oktober 1957, eingeladen. Im Sitzungszimmer des Behelfsrathauses wird vor Beginn des eigentlichen Richtfests im Beisein von zahlreichen Ehrengästen die Urkunde unterzeichnet. Sie wird zusammen mit zeitgeschichtlichen Dokumenten (Geldstücken und Geldscheinen, Briefmarken, Fotos der alten, zerstörten und wieder aufgebauten Stadt, Prospekte, Stadtplan, eine Broschüre über den Industriepionier Theodor Bergmann, zwei Tageszeitungen und einem Adressbuch aus dem Jahre 1955) in einer kupfernen Kapsel für die anschließende Grundsteinlegung aufbewahrt.

Danach schreiten die Honoratioren zum neuen Rathaus, auf dem in 24 Metern Höhe der geschmückte Richtmaien weht. Nach offizieller Begrüßung der Ehrengäste, zu denen der Regierungspräsident Anton Dichtel (Südbaden), Landrat Dr. Erwin Burkhard, Oberbürgermeister Dr. Richard Kunze (Rastatt), Vertreter der Geistlichkeit, Industrie, des Handwerks, Handels und der Schulen zählen, bringt Bürgermeister Josef Hollerbach die Freude über den historischen Augenblick zum Ausdruck. Dipl.-Ing. Karl Kohlbecker erläutert in seiner Ansprache die technischen Details des Rathausbaus, und durch Zimmermann Dionys Ulrich erklingt auf dem Rathausdach der humorvoll sinnige Richtspruch. Bürgermeister Hollerbach, der nochmals das Wort ergreift, lässt die Geschichte Gaggenaus Revue passieren und endet voller Stolz, dass das Haus der Bürger verwirklicht werden konnte.

Nach den Glückwünschen des Regierungspräsidenten und des Landrats wird zum symbolischen Akt der Grundsteinlegung geschritten. Während Willi Echle den Wortlaut der Urkunde vorliest, wird die Kapsel mit Urkunde und Dokumenten, die späteren Generationen einen Einblick in das Wirken des Gaggenauer Bürgers der Gegenwart vermitteln soll, von Blechnermeister Franz Fütterer verlötet. Anschließend wird ein Kreis führender Persönlichkeiten aufgefordert, mit je drei Hammerschlägen und guten Wünschen den feierlichen Akt der Einmauerung des Grundsteins zu begleiten. Die Abschlussfeier zur Grundsteinlegung endet zünftig in den Degler-Gaststätten.

Pressestelle Stadt Gaggenau
Verantwortlich: Manfred Mayer M.A.
Telefon: (0 72 25) 9 62-4 04
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